Uli Hoeneß verließ die Arena beschwingt und mit einem Lächeln. Mit dem Stand der Vorbereitung sei er „sehr zufrieden“, sagte der Präsident des FC Bayern kurz - und weg war er. Hasan Salihamidzic sagte nichts, doch seine finstere Miene sprach Bände, als er in die Münchner Nacht entschwand. Der Sportdirektor ist zunehmend genervt angesichts der anhaltenden Transfer-Diskussionen, das leidige Thema Leroy Sane von Manchester City verfolgt den Rekordmeister weiter.
So bewegte sich die Stimmungslage bei den Bayern vor dem mit Spannung erwarteten Prestigeduell um den Supercup am Samstag bei Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) zwischen reichlich Frust, aber auch ganz viel Lust. „Ich habe richtig Bock auf das Spiel in einem geilen Stadion, da wird man sehen, wo wir stehen“, sagte Nationalspieler Leon Goretzka.
Auch bei seinen Kollegen war die Vorfreude nach dem 5:6 i.E. (2:2, 0:1) im Finale um den Audi Cup gegen Tottenham Hotspur riesig. Nur selten hat der Supercup die Bayern derart elektrisiert wie diesmal. Zwar sei der Ausgang für den weiteren Saisonverlauf „nicht immer aussagekräftig“, meinte Kapitän Manuel Neuer. Aber, so fügte Niklas Süle entschlossen an: „Wir wollen ein Zeichen setzen.“
Im bisherigen Verlauf der Vorbereitung hatten sich die Bayern in starker Frühform präsentiert. Man sei „auf dem richtigen Weg. Wir gehen das mit einem guten Gefühl an“, sagte Müller und unterstrich ebenfalls die Bedeutung: „Das ist der erste Titel, der ist uns wichtig. Das Spiel hat eine gewisse Brisanz. Wir wollen zeigen, dass wir da sind. Wir werden alles reinlegen.“
Dafür schonte Trainer Niko Kovac am Mittwochabend gegen die Spurs über weite Strecken seine Stars. Aus gutem Grund: „Wir nehmen dieses Spiel am Samstag sehr ernst.“
Personell gibt es allerdings noch Fragezeichen. So zogen sich Serge Gnabry (muskuläre Probleme) und Kingsley Coman (Schlag auf die Wade) Blessuren zu. Er gehe davon aus, „dass uns die beiden Spieler schnell wieder zur Verfügung stehen“, sagte Kovac. Ob es schon bis Samstag reicht, ließ er offen.
Doch dies war für den Bayern-Trainer Anlass genug, sich erneut über die Größe seines Kaders, der aktuell nur 17 Feldspieler umfasst, Gedanken zu machen. „Wir wissen auch, dass uns in der jetzigen Situation nicht allzu viel passieren darf“, sagte er besorgt. Entsprechend bemühen sich die Münchner weiter händeringend um neue Stars.
In seinem fast verzweifelten Bemühen haben sich die Verantwortlichen inzwischen sogar einen Maulkorb verpasst. Es sei „künftig wichtig, dass wir nicht mehr über Spieler sprechen, die bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen“, sagte Salihamidzic am Dienstag: „Wir müssen nach außen und innen Ruhe bewahren.“
Doch das ist enorm schwierig. Die Bild berichtet nun von einer neuen Offensive bei Wunschspieler Sane (23), das Portal Transfermarkt.de wiederum berichtete, der Klub sei sich mit Leverkusens Leon Bailey einig. „Ich finde es außerordentlich kurios, wenn man einfach was in die Welt setzen kann. Das ist nicht wahr“, sagte Kovac.
Das Transferthema nervt längst auch die Spieler. „Wir drehen uns seit Wochen im Kreis“, sagte Müller und gab dann immerhin eine Empfehlung bei Jerome Boateng ab, den die Münchner eigentlich los werden woll(t)en. „Dieser Jerome Boateng, der so Fußball spielt, tut uns gut.“
Auch Neuer wünschte sich, „dass kein Spieler geht“. Ansonsten sei es nicht die Aufgabe eines Spielers, die vielen Spekulationen zu kommentieren. Vielmehr stünden die Bosse „in der Pflicht und in der Verantwortung“, für einen guten Kader zu sorgen. sid