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MSV: Die Zebras lahmten nach starkem Auftakt-Galopp
Erst Salto, dann Bruchlandung

MSV: Die Zebras lahmten nach starkem Auftakt-Galopp
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Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt: Der MSV Duisburg jagte seine Anhänger von einem Extrem ins andere. Das 3:1 zum Bundesliga-Auftakt in Dortmund ließ die Erwartungen rund um die Wedau schlagartig nach oben schnellen, mit Manasseh Ishiaku hatte die Fan-Gemeinde flugs einen neuen Liebling. Der Mann aus Nigeria, für eine Million Euro aus Brügge losgeeist und englischer Konkurrenz weggeschnappt, begeisterte die Zuschauer mit seiner Flic-Flac-Nummer.

Sowohl im Pokal (4:0 in Babelsberg) als auch beim BVB und drei Wochen später gegen Bielefeld (3:0) traf der "Büffel" jeweils doppelt. Die Duisburger Welt war nach dem ersten Vorrunden-Viertel in Ordnung, der eine oder andere blinzelte bereits Richtung Verfolger-Gruppe.

Die Warnung von Kapitän Ivica Grlic ("Für uns geht es einzig und alleine um den Klassenerhalt, alles andere wäre total unrealistisch") schien nicht von allen verinnerlicht zu werden. Nach und nach sackten die Blau-Weißen ab, legten zwei bittere Serien hin: Eine Strecke brachte fünf Pleiten in Folge (Hertha, Rostock, Schalke, Hannover, Bremen), eine andere lieferte drei Begegnungen ohne jeglichen Torerfolg (HSV, Karlsruhe, Bochum).

"So eine Ansammlung an negativen Resultaten hatte ich in meiner Laufbahn noch nie, lediglich in der Zweiten Liga gab es mit dem MSV ebenfalls vier Rückschläge am Stück, aber wir haben danach zurück in die Spur gefunden", ließ Coach Rudi Bommer die Hoffnung nicht schleifen. Der Linien-Chef musste trotz aller Windböen stets die Fassung wahren: "Wenn ich mit hängendem Kopf vor meine Jungs trete, wie soll ich da von ihnen erwarten, dass sie an die Wende glauben? Man muss immer positiv denken."

Schließlich wurde das geduldige Arbeiten belohnt, auch dank Nachverpflichtung Roque Junior, der allmählich herangeführt wurde und beim 0:2 in Karlsruhe debütierte, holte man in der rappelvollen Allianz-Arena ein 0:0 gegen die "roten Riesen" aus München und wies zuvor den 1. FC Nürnberg im Keller-Krimi 1:0 in die Schranken. "Das", sagt Bommer rückblickend, "hatte ich meiner Truppe auch zugetraut. Wir waren gegen die Spitzen-Mannschaften der Bundesliga oft genug auf Augenhöhe, leider hat oft nur das richtige Ergebnis gefehlt. Den Punkt bei den Bayern hatten wir uns redlich verdient." Vielleicht wäre dort sogar eine Riesen-Sensation möglich gewesen, aber Mo Idrissous Tätlichkeit an Münchens Ikone Oliver Kahn sorgte für zehnminütiges Unterzahl-Zittern. Idrissou bekam sein Fett weg, musste kräftig in die Team-Kasse löhnen.

Doch sein Vergehen war nicht der erste Ausraster im Saisonverlauf. Gegen Werder Bremen zeigte Blagoy Georgiev Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer einen Vogel, sah Rot. Pablo Caceres langte gelb-vorbelastet zu stark hin, flog per Matchstrafe. Mihai Tararache setzte in Stuttgart - etwas unglücklich - den Ellenbogen ein, bekam dafür den roten Karton. Schließlich erwischte es auch noch Björn Schlicke, der beim Versuch, den Karlsruher Tamas Hajnal zu bremsen, wegen Notbremse des Feldes verwiesen wurde.

Keine Frage, Abstiegskampf muss mit harten Bandagen geführt werden, aber etwas mehr Cleverness in manchen Situationen täte dem MSV gut. In Leverkusen geriet die Truppe trotz 1:0-Führung auf die Verliererstraße, kassierte ein hohes 1:4. Die Halbzeitabsprachen waren beim Verlassen der Kabine vergessen. Verständlich, dass Bommer schäumte.

Um die Konzentration zu schärfen, wurde danach nicht das bereits einmal probierte Abschottungs-Trainingslager aktiviert, sondern ein Presse-Boykott beschlossen. Die Spieler äußerten sich vor den Partien gegen Nürnberg, München und Frankfurt mit keiner Silbe - ausgenommen von Youssef Mokhtari, der ein DSF-Interview gab, was allerdings ohne Watsch'n von der Chefetage blieb. "Es wurde genug gesabbelt, die Jungs sollten sich einfach auf das Wesentliche besinnen", stellte Bommer fest.

Mit einer blutarmen Vorstellung gegen Frankfurt verabschiedete sich der MSV in die Winterpause - Bruchlandung als Tabellenletzter. Fakt ist: Grlic & Co. müssen in den verbleibenden 17 Partien sieben oder acht Siege einfahren, andernfalls dampft der Zug wieder Richtung Zweite Liga.

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