Der selbstauferlegte Maulkorb des Wiederaufsteigers sorgt also weiter für Aufsehen – auch wenn sich das hauptsächlich in Verwunderung, Kopfschütteln und ironischer Kommentierung niederschlägt. Zumal sich nicht wirklich alle Akteure daran halten. So plauderte Youssef Mokthari bereitwillig in die Mikros des Kamerateams des Privatsenders DSF. Der beherzte Einsatz von Torwarttrainer Manfred Gloger, der „Mokhi“ wegzerrte, kam zu spät. Aber Folgen wird dies nicht haben. Hellmich: „Ach, das soll man nicht alles so eng sehen. Im Überschwang der Freude kann dies doch mal passieren. Das wird keine Konsequenzen haben und ist abgehakt. Jetzt gilt alle Konzentration Bayern München.“
Aber als Kanonenfutter sieht auch er seine „Zebras“ nicht. „Ich persönlich freue mich auf die Bayern. Wir fahren nicht dahin, um eins auf die Mütze zu bekommen, sondern um zeigen, dass wir auch Fußball spielen können und in diese erste Bundesliga gehören. Gegen Nürnberg war es ein echter Kraftakt, das will ich am Samstag in München auch sehen.“
Die Frage nach dem Rekordmeister verursacht aber auch ein Schmunzeln im Gesicht von Trainer Rudi Bommer. „Gegen Bayern wird es doch eh das leichteste Spiel für uns – das ist doch klar“, erklärt er süffisant und fügt an: „Aber jetzt mal im Ernst: Wir haben jetzt noch zwei ganz schwere Matches vor der Brust und werden alles daran setzen, noch möglichst viele Punkte zu hamstern.“ Ein Teil der MSV-Backen soll schon am Samstag mit Münchner-Allerlei gefüllt werden. Ohnehin ist Bommers Optimismus unerschütterlich. „Natürlich glaube ich daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Die Fußballwelt in Deutschland hat uns doch eh längst als zweiten Absteiger ausgemacht und glaubt, dass wir in der Allianz-Arena zehn Stück kriegen.“
Gerade die Reaktionen und Zeichen seines Teams machen den 50-Jährigen zuversichtlich. „Wie sehr alle mit dem Herzen dabei sind, hat man doch nach dem 1:0 gegen Nürnberg gesehen. Die Leute sind mit Tränen in den Augen aufgesprungen und jubelnd auf den Platz gelaufen. Da sieht man mal, wie wichtig dieser Erfolg war und wie sehr das Team an diesem Verein hängt.“ Der MSV-Coach schiebt nach: „Dieser Erfolg setzt natürlich ungeheure Kräfte frei, so dass man auch die Bayern schlagen kann – alles ist möglich.“