Ausgerechnet Hannovers Neuzugang Jonathas nutzte sechs Minuten nach seiner Einwechslung einen kapitalen Abwehrbock in der Schalker Hintermannschaft und traf vor 49000 Zuschauern zum 1:0 (0:0)-Siegtreffer. Damit haben die Niedersachsen einen Traumstart hingelegt und stehen mit sechs Punkten in der Spitzengruppe. Schalke verbringt die Länderspielpause mit drei Zählern auf Platz acht.
Ex-Kapitän Benedikt Höwedes stand wie schon beim 2:0-Erfolg zum Saison-Start über RB Leipzig nicht in der Schalker Startelf, saß aber auf der Bank. Beim Warmmachen und zu Beginn des zweiten Durchgangs wurde Höwedes von mehreren 1000 mitgereisten S04-Fans mit Sprechchören gefeiert. Ob Höwedes das dazu bewegen kann, doch bei seinem Herzensklub zu bleiben?
Nach wie vor laufen die Gespräche mit Italiens Spitzenklub Juventus Turin. Die Juve-Verantwortlichen streben ein Leihangebot über ein Jahr an und sollen bereit sein, zwei Millionen Euro Leihgebühr für Höwedes zu bezahlen. Das lehnt Schalke allerdings ab, so dass Juventus nun bis spätestens Donnerstag, wenn das Sommer-Transferfenster schließt, nachbessern muss. Sollte die „alte Dame“ nicht mehr reagieren, dürfte sich das Thema erledigt haben.
Manager Christian Heidel strich bereits deutlich heraus, dass Schalke sein Urgestein nicht verkaufen muss, sondern lediglich dem Höwedes-Wunsch nachgekommen ist, die Gespräche mit Turin aufzunehmen. „Wenn sich Turin nicht mehr meldet, dann werden wir es auch nicht tun“, so Heidel.
Schalke kam in der ersten Halbzeit in Hannover überhaupt nicht in die Partie, wirkte im Spielaufbau behäbig und hatte kaum Überraschungseffekte im Repertoire. Die Statistik sprach Bände. Hannover gewann 56 Prozent seiner Zweikämpfe, hatte 54 Prozent Ballbesitz und spulte als Team fast drei Kilometer mehr Laufleistung ab.
So war es kaum verwunderlich, dass S04-Trainer Domenico Tedesco an der Seitenlinie das eine oder andere Mal kopfschüttelnd und gestenreich misslungene Situationen seines Teams kommentierte. Immerhin konnten sich die Königsblauen auf ihren Torwart Ralf Fährmann verlassen, der mehrfach in den Blickpunkt rückte und gefährliche Situationen entschärfte.
So reagierte der Schalker Kapitän gegen Salif Sanés Kopfball reaktionsschnell (16.) und zeigte sich auch beim Versuch von Felix Klaus (17.) auf dem Posten. Beim Kopfball von Hannovers Trevizans Martins sprang Linksverteidiger Bastian Oczipka für Fährmann als Retter ein (29.).
Und Schalke? Bis auf einen harmlosen Versuch von Franco Di Santo (40.) und eine flache Hereingabe, die Di Santo und Daniel Caligiuri verpassten (18.), geriet der 96-Strafraum fast schon zu verbotenen Zone für die Gäste.
Proteste gegen 96-Präsident Martin Kind
Zur Pause brachte Domenico Tedesco mit Guido Burgstaller einen frischen Angreifer, da Franco Di Santo mit einer Schulter- und Armprellung in der Kabine bleiben musste. Den ersten Aufreger gab es im Hannoveraner Strafraum, als Sané eine Oczipka-Flanke an den Arm zu bekommen schien. Schiedsrichter Patrick Ittrich nahm den Video-Beweis zu Hilfe und entschied auf Eckball für Schalke.
In der 67. Minute dann die Entscheidung. Riesen-Fehler in der Schalker Hintermannschaft, den Thilo Kehrer auf seine Kappe nehmen muss. Hannovers Marvin Bakalorz schaltete schnell, bediente den freistehenden Jonathas, der keine Mühe hatte, den Ball im Gäste-Tor unterzubringen.
Schalke reagierte mit einer Kombination über Amine Harit und Bastian Oczipka, der Yevhen Konoplyanka in Szene setzte. Der Ukrainer schloss allerdings zu hektisch ab (73.).