Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln war Torsten Frings mächtig geladen. Einerseits nervte den Trainer des SV Darmstadt 98 natürlich die Höhe der Niederlage. Das 1:6, das die Lilien von den Domstädtern kassierten war die zweithöchste Niederlage der Südhessen in der 1. Bundesliga. Richtig in Rage aber redete sich der 40-Jährige, als er auf den wechselwilligen Florian Jungwirth angesprochen wurde.
Der 28 Jahre alte Defensiv-Allrounder hatte gegen die Geißböcke nicht im Kader gestanden. Der Darmstädter Trainer klärte über die Gründe auf: „Er hat so trainiert, als ob er in die USA wechseln wollte.“
Jungwirth, der mit den Lilien noch in die 1. Bundesliga aufgestiegen war, kokettierte zuletzt mit einem Wechsel in die US-amerikanische Major League Soccer.
Dafür hat Frings kein Verständnis: „Wir können uns doch nicht schlechter machen, als wir ohnehin schon sind, nur damit einer seinen persönlichen Traum erfüllen kann.“ Diese Belange seien insbesondere im Abstiegskampf hinten anzustellen. Frings: „Ich habe heute Nacht auch geträumt, dass wir hier gewinnen. Schade, ist nicht in Erfüllung gegangen. Was soll ich jetzt machen?“
Gleichzeitig drohte der ehemalige Nationalspieler und WM-Dritte von 2006 mit Konsequenzen für den abwanderungswilligen Spieler: „Er muss sich den Arsch aufreißen. Und wenn er das nicht macht, sitzt er sechs Monate auf der Tribüne.“
Schließlich ließe sich der Tabellenletzte nicht von einem Spieler erpressen: „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen“, erklärte Frings und führte später aus: „Wir können jetzt auch mal das Geld einsparen, weil er nur fünfzig Prozent im Training gegeben hat. Mal sehen, wie viele Berater dann hier auf der Matte stehen.“
Der Trainer des Liga-Schlusslichts wollte die Diskussion um Jungwirth eigentlich gar nicht so aufkochen lassen. „Wir haben uns total fair und offen verhalten. Jetzt erwarte ich, dass da Ruhe einkehrt“, sagte Frings.