Jeder europäische Verein, der eine Lücke im Mittelfeld hat und ein bisschen mehr auf dem Festgeldkonto, wird als neuer Arbeitgeber für Julian Draxler gehandelt. Gestern noch PSG in Paris, heute FC Sevilla in Spanien. Morgen wahrscheinlich Stoke City aus der Premier League.
Der Ex-Schalker ist in Wolfsburg zur Ware für den Winterschlussverkauf verkommen: Alles muss raus. Ein würdeloses Spiel für einen, der noch vor zwei Jahren Weltmeister geworden ist und bei der EM 2016 gezeigt hat, wozu er imstande ist.
Natürlich ist Draxler selbst schuld, dass er in die Situation geraten ist. Jemand, der im Sommer versuchte, den Abschied öffentlichkeitswirksam zu erzwingen, handelt peinlich und schlecht beraten. Die Pfiffe vom Publikum sind die gerechte Strafe.
Aber irgendwann ist auch Schluss und der Verstand muss über den Stolz siegen. Draxler und Wolfsburg: Das passt nicht. Beide Parteien sind aufgefordert, dem Possenspiel mit seinen täglichen Spekulationen ein Ende zu bereiten und einen neuen Klub zu zu finden. Draxler wird 2018 als deutscher Nationalspieler bei der WM gebraucht. Da muss er im Kopf frei sein und mit dann fast 25 Jahren seinen Zenit erreichen. Das ist wichtiger als der VfL Wolfsburg.
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Als andere Spieler mit Wechselgedanken zur EM abreisten, verbat sich Bundestrainer Joachim Löw einen öffentlichen Diskurs. Die Konzentration auf die Turniervorbereitung wird sonst beeinträchtigt. Nun sind es noch anderthalb Jahre bis zur WM in Russland. Man möchte sagen: Zeit genug. Aber Draxler gehört offenbar zu den Fußballprofis, die erstens ein intaktes Umfeld und zweitens ein paar Erfolgserlebnisse brauchen, bevor sie die nächste Stufe erreichen.
Der Confed-Cup jetzt im Sommer ist die Generalprobe zur WM. Für Draxler die beste Gelegenheit, seinen Anspruch auf einen Stammplatz zu unterstreichen. Voraussetzung ist ein Klub, der zu ihm passt. Der VfL Wolfsburg sollte ein Einsehen haben und nicht warten, bis die Klaus Allofs' Nachfolge geregelt ist.