Mit ihm weht beim BVB nach sieben Jahren Jürgen Klopp jetzt ein anderer, ein frischer Wind. Der könnte schon bald auch zwischen den Pfosten wehen. Neuzugang Roman Bürki und Roman Weidenfeller liefern sich aktuell einen Zweikampf um die Nummer eins, bei dem der langjährige Dortmunder sehr wahrscheinlich den Kürzeren zieht.
Mit der Verpflichtung des 24-jährigen Schweizer Nationaltorhüters Bürki sicherten sich die Schwarzgelben die Dienste eines talentierten, jungen Keepers. Nicht nur, dass der von Experten in der vergangenen Saison in den höchsten Tönen gelobt wurde. Auch die Zahlen sprechen für ihn: Mit 152 Paraden hat er im letzten Jahr die meisten Bälle aller Bundesliga-Torhüter gehalten. Das entspricht einer Quote von 76,4 Prozent. Nur Borussia Mönchengladbachs Yann Sommer – sein Konkurrent im Nationalteam – hat noch mehr Bälle gehalten (83,1 Prozent). Nicht zu vergessen Bayern-Keeper Manuel Neuer (79,3 Prozent), der jedoch auch deutlich weniger Schüsse aufs Tor bekommen hat.
Unser Trainer verlangt einen mutigen Torwart. Das bin ich.
Roman Bürki
Mit 24 Jahren ist Bürki für einen Torhüter noch recht jung. Und trotzdem schon nahezu komplett. Auf der Linie zeigt er tolle Reflexe, den Strafraum beherrscht er auch. 68 Flanken hat er in der letzten Saison beim SC Freiburg abgefangen, sein neuer Konkurrent Weidenfeller gerade einmal 20. Die Angreifer von Bayer Leverkusen und Meister FC Bayern sind zuletzt an ihm verzweifelt. Hinzu kommt, dass Bürki über gewisse fußballerische Qualitäten verfügt, Rückpässe sauber verarbeiten und Angriffe einleiten kann. Mit seiner selbstbewussten, reflektierten und offenen Art kann er eine Mannschaft von hinten anleiten und führen. Er bringt also alles mit, was einen modernen Torhüter ausmacht. „Ich spiele gerne mit, habe den Ball gerne am Fuß. Und ich habe keine Angst, dass auch mal ein Fehlpass dabei sein könnte. Unser Trainer Thomas Tuchel verlangt, dass ein Torwart im Tor steht, der mutig ist. Das bin ich“, erklärte Bürki gerade im Trainingslager.
Vor allem für den bisherigen Stammtorhüter Weidenfeller war die Vorbereitung ein Hin und Her. Nachdem es zunächst so schien, als sei der 35-Jährige nur noch die Nummer drei im BVB-Tor und ein Weggang des langjährigen Dortmunders wahrscheinlich, wechselte Mitch Langerak zum VfB Stuttgart. Und schon war der Zweikampf um die Nummer eins wieder eröffnet.
Gesundes Verhältnis unter Konkurrenten
Und auch wenn sich Tuchel in Sachen Nummer eins noch nicht festlegen möchte – „Wir beobachten das jetzt und entscheiden dann, wenn es nötig ist.“ – deutet vieles darauf hin, dass der Neuling das Rennen machen wird. Viel zu viel Potenzial steckt in dem 24-jährigen Schweizer, wo hingegen Weidenfeller dem Ende seiner Karriere immer näher kommt. Für beide wäre es wohl das Beste, wenn der alte Hase mit seiner Erfahrung im Hintergrund agieren würde und Unterstützung bietet, wo und wann immer er kann.
Denkbar wäre ein Modell, wie es bereits bei vielen anderen Klubs praktiziert wird: Bürki sammelt in der Bundesliga weiter Spielpraxis und Erfahrung, und Weidenfeller steht im DFB-Pokal und in der Euro League zwischen den Pfosten. Wie der Zweikämpfe am Ende auch ausgehen wird, fest steht, dass sich beide Torhüter gut ergänzen und befruchten werden. Das Verhältnis zwischen den Konkurrenten ist jedenfalls gesund, wohl auch, weil Bürki seinem älteren Kollegen mit dem nötigen Respekt begegnet. „Roman Weidenfeller ist eine Legende beim BVB. Er hat Titel gewonnen, die ich vermutlich nie gewinnen werde“, erklärte er.