Am vergangenen Samstagnachmittag gegen 17:20 Uhr dürften der SCP-Fraktion um Trainer André Breitenreiter ganze Backsteine von der Seele gefallen sein. Mit dem 2:1-Sieg über den FC Augsburg feierte Paderborn nicht nur den ersten Heimsieg im Jahr 2015. Nein, der Aufsteiger meldete sich rechtzeitig zum Saisonfinale zurück.
Paderborn setzt ein Ausrufezeichen
Nur fünf Punkte hatten die Ostwestfalen zuvor in den zehn Spielen des neuen Jahres geholt - die Bilanz eines Absteigers! Nach dem sensationellen Auftakt in die erste Bundesliga-Spielzeit der Vereinsgeschichte fiel der Aufsteiger in das sprichwörtliche tiefe Loch, zuletzt lief einfach nicht mehr viel zusammen. Defensiv fehlte die Stabilität, die den Aufsteiger noch in der Hinrunde ausgemacht hatte. Das laufintensive Spiel, das Breitenreiter seinen Jungs eingeimpft hatte, führte kaum einmal zu Entlastung, die Offensive hing mehr oder weniger in der Luft. Bezeichnend: Beinahe zehn Stunden wartete Paderborn auf einen eigenen Treffer.
Kein Wunder, dass Elias Kachunga seine Erleichterung kurz nach Wiederanpfiff laut herausbrüllte (48.). Mit seinem sechsten Saisontreffer beendete der U21-Nationalspieler des DFB, der zuletzt häufiger mal auf der harten Auswechselbank Platz nehmen musste, seine ganz persönliche Torflaute und die des Aufsteigers gleich mit. Und wie es im Fußball so häufig zu sehen ist: Wenn es einmal läuft, dann läuft es. Angetrieben vom überragenden Spielmacher Mario Vrancic, den einst Jürgen Klopp beim FSV Mainz 05 entdeckt und später zur Reserve von Borussia Dortmund gelockt hatte, spielte die No-Name-Truppe aus Paderborn wie befreit auf und ließ sich auch vom zwischenzeitlichen Ausgleich durch Pierre-Emile Höjbjerg nicht aus dem Konzept bringen (52.). Ausgerechnet Winterzugang Srdjan Lakic, der nach schwachen Leistungen schon als Fehleinkauf galt, bewies, dass der SCP sehr wohl im Abstiegskampf bestehen kann. Nach genau einer Stunde brachte der Kroate seine Mannschaft mit dem 2:1 auf die Siegerstraße.
Endspiel am letzten Spieltag?
Ein Sieg, für den es keinen besseren Zeitpunkt hätte geben können. Paderborn schiebt sich zunächst einmal am Hamburger SV vorbei auf Rang sechzehn, der immerhin zur Relegation berechtigt. Ein Sieg für die Moral des Aufsteigers, der damit neuen Mut schöpfen dürfte. Und der ist bitter nötig, denn auf Paderborn warten schwere Aufgaben. Die kommenden Gegner Dortmund und Bremen kämpfen noch um die Minimalchance auf die Europa-League, anschließend wartet mit dem SC Freiburg ein direkter Konkurrent auf die Breitenreiter-Elf. Auch gegen Wolfsburg und Schalke wird Paderborn als Außenseiter ins Rennen gehen, ehe es am letzten Spieltag im Heimspiel wahrscheinlich zum Showdown gegen den VfB Stuttgart kommt.
Die Fans jedenfalls besannen sich nach dem Sieg gegen Augsburg einmal mehr darauf, welch Wunder dem SCP mit dem Bundesliga-Aufstieg überhaupt gelungen ist. "Oh, wie ist das schön" hallte es da durch das Stadion. Singen würden die Fans ganz sicher auch, wenn Paderborn den Klassenerhalt schaffen würde - ob direkt oder in der Relegation. Denn der, da dürften sich dann wieder alle Experten einig sein, wäre eine mindestens ebenso große Sensation wie der Aufstieg.