Im letzten August war es Kevin-Prince Boateng, vor zwei Jahren Ibrahim Afellay und davor Raúl sowie Klaas-Jan Huntelaar. Mindestens einen echten Star, einen richtigen Kracher auf dem Transfermarkt, hat der FC Schalke in den zurückliegenden Jahren vor jeder Saison präsentiert. In diesem Jahr werden die S04-Fans voraussichtlich ohne einen neuen Promi auskommen müssen.
Sidney Sam ist bisher die schillerndste Neuverpflichtung von Manager Horst Heldt – und wenn nichts Außergewöhnliches passiert, dürfte es bis Ende August auch dabei bleiben.
Nach Wochen der Entbehrung ist der Vorbereitungsstart für viele Anhänger der Königsblauen das Ende einer langen Leidenszeit. Diejenigen unter den Trainingsbesuchern, die unter der Woche die Zeit finden, um den Profis bei der Arbeit zuzuschauen, haben dem 1. Juli schon entgegen gefiebert.
Doch wenn Chefcoach Jens Keller am kommenden Dienstag um 11 Uhr seine Mannschaft zum ersten Aufgalopp bittet, wird sich die Zahl der Fans, die vor allem wegen eines neuen Stars in der Truppe mal beim Training vorbeischauen, in Grenzen halten.
Fast schon beschaulich - für Schalker Verhältnisse
Der Grund dafür ist einleuchtend: Während Schalke vor drei Jahren einen Weltstar wie Raúl mit folkloristischem Programm vor 5.000 Gästen in der Arena vorstellte und im vorigen August der nach dem schwachen Saisonstart teuer eingekaufte Kevin-Prince Boateng eine Menge Wirbel in Gelsenkirchen auslöste, geht es diesmal – gerade für Schalker Verhältnisse – fast schon beschaulich zu.
Auch um Sam ist es in letzter Zeit recht ruhig geworden. Als Schalke Anfang Januar die Verpflichtung des Offensivkickers von Bayer Leverkusen bekannt gab, flackerte für kurze Zeit eine Diskussion auf, warum Sam zum damals noch kriselnden Champions-League-Konkurrenten wechseln würde. Doch das Thema war schnell erledigt, weil der 26-Jährige zuvor aus Verletzungsgründen wenig gespielt und daher ein wenig aus dem öffentlichen Fokus geraten war und Schalke eine außergewöhnliche Rückrunde hinlegte.
Dabei wäre Sam heute vielleicht sogar bei der WM in Brasilien am Ball, wenn ihn nicht ein Muskelfaserriss in der Hinrunde der abgelaufenen Saison sowie erneute muskuläre Probleme in der Rückserie ausgebremst hätten.
Sein letztes Länderspiel absolvierte der Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter am 19. November 2013 beim 1:0-Sieg der DFB-Auswahl im Londoner Wembleystadion gegen England. Vor der WM war er – auch wegen der vielen Optionen im offensiven Mittelfeld – kein Thema mehr für Bundestrainer Joachim Löw, und zwar noch nicht einmal für den vorläufigen 30er-Kader oder das Perspektiv-Länderspiel gegen Polen.
So steht Sam beim Schalker Trainingsauftakt am nächsten Dienstag vor einem doppelten Neustart. Nach vier Jahren in Leverkusen und zuvor beim Hamburger SV sowie beim 1. FC Kaiserslautern ist Schalke für ihn die nunmehr vierte Station in der Bundesliga. Über gute Leistungen auf Schalke kann und will er sich dann wieder für die Nationalelf empfehlen. Nach der WM in Brasilien beginnt mit der Qualifikation für die EM 2016 auch dort ein neues Kapitel.