Auch eine knappe Stunde nach dem Schlusspfiff, fast zwei Stunden nach seinem folgenschweren Patzer, der den Gästen aus Berlin den siegbringenden Treffer zum 2:1 ermöglichte, sah Marian Sarr noch wie ein Häufchen Elend aus. Mit hängendem Kopf schlich er durch die Katakomben, offenbar noch immer auf der Suche nach einem Loch, in dem er versinken konnte.
"Natürlich tröstet man ihn"
Selbiges, das war unschwer zu erkennen gewesen, hatte er schon auf dem Rasen gesucht, nachdem Sami Allagui ihm den Ball abgenommen und die Berliner Führung erzielt hatte. Das Gesicht wahlweise hinter den Händen oder im Trikot versteckt, taumelte Sarr über den Platz. Die aufmunternden Worte seiner Kollegen schienen dabei so hilfreich wie ein buntes Pflaster bei einem offenen Schien- und Wadenbeinbruch. „Natürlich tröstet man ihn und sagt ihm, er soll den Kopf wieder hochnehmen“, meinte Sebastian Kehl und stellte klar: „Schuldzuweisungen gibt es von unserer Seite absolut nicht.
Es ist keine zwei Wochen her, da debütierte der gerade einmal 18 Jahre alte Innenverteidiger im enorm wichtigen Champions-League-Spiel bei Olympique Marseille (2:1). Drei Tage später ließ er dem zweiten auch den ersten Schritt folgen und feierte in Hoffenheim seine Bundesliga-Premiere (2:2). In beiden Spielen agierte der ehemalige Leverkusener nicht gänzlich fehlerfrei, doch in Anbetracht seines Alters und der schwierigen Umstände erntete er durchaus zurecht eine Menge Lob von seinen Mitspielern und Trainer Jürgen Klopp.
Bitterer Lernprozess
Sein erster Auftritt im Dortmunder Stadion vollendete nun auf äußert schmerzhafte Weise seinen „Schnellkurs Profifußball“, der ihn in elf Tagen traumhafte Höhepunkte und einen schrecklichen Tiefpunkt durchleben ließ. „Der Junge erfährt schnell, wie rasant es in diesem Geschäft zugeht“, sagte der in dieser Hinsicht als altersweise durchgehende Kehl. „Das wird er in seiner Karriere noch das eine oder andere Mal erleben. Deswegen sollte er sich eine dicke Haut zulegen.“
Dass er die bei allem Talent, das ihm von allen Seiten bescheinigt wird, noch nicht besitzt, war an seiner Reaktion zu erkennen. „Er war der ärmste Hund auf dem Platz. Er hat einfach die falsche Entscheidung getroffen“, befand Michael Zorc mitfühlend. Und Jürgen Klopp ergänzte: „In der Bundesliga ist es schon mal so, dass eine Fehlentscheidung brutal bestraft wird.“ Das weiß Marian Sarr jetzt auch.