In der Realität sieht das anders aus. Ivan Perisic kam, Ivan Perisic ging, Marco Reus kam und trotzdem erhielt Großkreutz regelmäßig seine Einsätze. Jetzt ist mit Aubameyang der nächste hochkarätige Konkurrent da und Großkreutz hat trotzdem seinen Platz gefunden. Als Ersatz des langzeitverletzten Lukasz Piszczek auf der Rechtsverteidiger-Position.
Warum ist er so vielseitig? „Er kann es halt“, lautet die simple Antwort seines Trainers Jürgen Klopp. Für ihn ist Großkreutz ein „taktisches Genie“. Ob links offensiv, rechts offensiv, links defensiv oder rechts defensiv, der 25-Jährige hat in Dortmund schon viele Positionen gespielt und weitestgehend überzeugt. Natürlich sahen die Fans in der Offensive von ihm selten Kabinettstücken wie sie seine Kollegen in der Offensive Marco Reus, Mario Götze oder Shinji Kagawa in den letzten Jahren zeigten. Doch stets brachte Großkreutz Qualitäten ein, die ihm gerade in den Spielen gegen die ganz großen Gegner zu einem Startelf-Platz verhalfen: Laufstärke und eine außergewöhnliche Defensivarbeit. Im Verbund mit Schmelzer brachte er in den beiden Meisterjahren 2011 und 2012 Bayerns Flügelflitzer Arjen Robben mehrfach zur Verzweiflung und ließ ihm keinen Raum.
Zeit für die Umgewöhnung
Damals war bereits abzusehen, dass ein Job als Außenverteidiger für ihn ebenfalls in Frage kommen müsste. Die Umgewöhnung sollte nicht schwerfallen, schließlich lernt Großkreutz „defensivtaktische Abläufe so schnell wie Henrikh Mkhitaryan neue Sprachen“, lobte Klopp. Und der Armenier kann sich immerhin in fünf Sprachen problemlos verständigen.
Einen großen Unterschied zur Vergangenheit hat der aktuelle Positionswechsel von Großkreutz allerdings: Diesmal hatte er jede Menge Zeit, sich darauf einzustellen. Wann immer er in der Vergangenheit als Außenverteidiger agierte, musste er kurzfristig eine Lücke füllen. Gewöhnung an die neue Position durch Training? Fehlanzeige. In diesem Sommer war das anders. Die komplette Vorbereitung bestritt er als Rechtsverteidiger. Die ersten beiden Pflichtspiele gelangen ihm dementsprechend ordentlich, im Pokal traf er zum wichtigen 1:0.
Verläuft die Heilung nach Plan, sollte Lukasz Piszczek zur Rückrunde wieder da sein und sich an die Mannschaft herantasten. Ist er erst einmal fit, wird er seinen Platz als Rechtsverteidiger wahrscheinlich zurückerhalten. Wohin dann mit Großkreutz? Man muss kein Prophet sein, um zu wissen: das „taktische Genie“ wird seinen Platz finden.