Der Blick zur Uhr verriet, dass es 10.06 Uhr war, als Robert Lewandowski am Sonntagmorgen den Fußballplatz betrat. 43 Tage nach dem verlorenen Champions-League-Finale ist der polnische Torjäger in die Vorbereitung auf die neue Saison eingestiegen – in Dortmund. Eine Meldung, die angesichts des laufenden Vertrags bis zum 30. Juni 2014 eigentlich keine ist. Dennoch drängte sich das Gefühl auf, dass es ein Moment war, dessen Bedeutung so groß war, dass er zeitgenau festgehalten werden musste.
Von schlechter Laune keine Spur
Nach dem Transfer-Hickhack, das sich seit Monaten hinzieht, war zuletzt sogar darüber spekuliert worden, ob der 24-Jährige – möglicherweise auf Druck seiner Berater – lustlos, widerwillig oder gar nicht erscheinen könnte. Zwar betonte Kapitän Sebastian Kehl im Trainingslager in Kirchberg, dass Lewandowski ein „charakterlich einwandfreier Spieler“ sei, doch irgendwie mochten diese Beteuerungen die Zweifel der Fans nicht gänzlich ausräumen.
Von schlechter Laune war am Sonntag jedoch nichts zu sehen. Hochmotiviert soll Lewandowski dem Vernehmen nach sein, gewillt, allen zu beweisen, dass er sich nichts zu Schulden kommen lässt. Betrübt sah der Pole höchstens während der anstrengenden 1000-Meter-Läufe aus, die er gemeinsam mit seinem Landsmann Jakub Blaszczykowski und den Neuverpflichtungen Pierre-Emerick Aubameyang und Sokratis nachholen musste. Bei dieser Gelegenheit konnte er sich auch gleich zum ersten Mal mit dem gabunischen Nationalspieler messen, der ihm künftig Konkurrenz um den Platz in vorderster Front machen wird, sollte Jürgen Klopp das bewährte 4-2-3-1-System beibehalten.
"Er ist Sportler durch und durch"
Für den BVB-Coach stellte sich ohnehin nie die Frage, ob Lewandowski möglicherweise weniger Einsatz oder Leistung bringen könnte. „Es hat bis jetzt alles investiert, um den maximalen Erfolg zu haben. Das wird er auch in der neuen Saison tun. Er ist Sportler durch und durch. Er will immer den maximalen Erfolg“, versicherte Klopp. Den bestehenden Wunsch, in Zukunft ausgerechnet für den großen Rivalen aus München spielen zu wollen, bewertet der Trainer derweil ziemlich nüchtern: „Ein Spieler hat gesagt, dass er woanders spielen möchte. Man muss respektieren, dass es solche Wünsche gibt.“
Ein wenig Sorgen macht sich Klopp indes wegen der Reaktionen der Dortmunder Fans, sollte Lewandowski ein schlechtes Spiel abliefern. Darum appellierte der 46-Jährige schon einmal vorsorglich an den Anhang, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. „Unsere Fans werde ich ein wenig in die Pflicht nehmen. Wenn der Verein so außergewöhnlich ist, dann sollte man das auch zeigen“, sagte er. Wenn sich Lewandowski voll reinkniet, dürfte das kein Problem sein. Die ersten Eindrücke lassen vermuten, dass Lewandowski bestrebt ist, den Charaktertest zu bestehen.