Heldt gibt im Interview zu, dass nicht nur ihn, sondern die gesamte Schalker Führung die Beurlaubung von Huub Stevens schwer gefallen, sie aber unumgänglich gewesen sei. Sein Nachfolger Jens Keller soll mehr als nur eine Übergangslösung sein, seine Tauglichkeit als neuer Chefcoach für S04 wird aber allein an den Ergebnissen in der Rückrunde gemessen.
Dass er, wie der derzeit in Frankfurt äußerst erfolgreiche Armin Veh, ein guter Kumpel sei, spiele für ihn bei der Entscheidung für den bestmöglichen Trainer in Gelsenkirchen, keine Rolle, sagt Heldt.
Schon wieder musste auf Schalke ein Trainer gehen, diesmal war es sogar der Jahrhundertcoach Huub Stevens. Was haben Sie als Manager in den letzten Wochen und Monaten selbst falsch gemacht?
Ich hinterfrage ständig mein Tun und bin natürlich auch in einer negativen Phase in der sportlichen Verantwortung. Ich entscheide solche Dinge jedoch nicht allein, sondern mit meinen Vorstandskollegen und dem Aufsichtsrat. Wir haben Huub Stevens sehr, sehr viel zu verdanken. Er hat uns in einer schweren Situation übernommen und in der vergangenen Saison den Einzug in die Champions League erreicht. Auch diese Saison lief sehr gut an, aber dann sind in der Bundesliga die Ergebnisse ausgeblieben.
Das hat Sie und Ihre Führungskollegen zum unkonventionellen Handeln veranlasst!
So würde ich es nicht nennen. Nach dem Spiel gegen Freiburg mussten wir reagieren. Da ging es nicht nur um die erneute Niederlage, sondern auch um das Wie. Wir haben nicht mehr daran geglaubt, dass wir in der Konstellation weder mittelfristig, noch kurzfristig im letzten Spiel gegen Mainz erfolgreich sein können.
Gab es ein Schlüsselerlebnis, wie von Clemens Tönnies mit Blick aufs Leverkusen-Spiel angedeutet?
Nein, es gab nicht den Tag X oder die Situation Y, die zur Beurlaubung von Huub Stevens geführt hat. Es war ein schleichender Prozess. Wir haben von 24 möglichen Punkten zuletzt nur fünf geholt. Andere Mannschaften haben in diesem Zeitraum zehn Zähler auf uns gutgemacht.
Hat nicht der Ärger mit Farfan und Holtby in Leverkusen viel über das Innenleben ausgesagt?
Das sah von außen vielleicht so aus, aber dem war nicht so. Das war eine Szene, die im Fußball tausendmal so vorkommt. Auf Schalke wird eben daraus ein großes Thema gemacht. Wir hatten auch nie den Eindruck, dass Huub Stevens nicht mehr die Spieler erreicht oder die Mannschaft gegen den Trainer spielt. So etwas gibt es im Profifußball nicht, ich war lange genug als Aktiver dabei, um das beurteilen zu können.
Wie beurteilen Sie denn das Verhältnis der Spieler untereinander? Jermaine Jones zum Beispiel hat nach dem Mainz-Spiel gepoltert und nur Christoph Metzelder die richtige Einstellung bescheinigt!
Auch das sehe ich anders. Nach einer Niederlage, zumal wenn es das Aus in einem Pokalwettbewerb bedeutet, ist die Enttäuschung groß. Es ist normal, dass man da als Spieler unzufrieden ist und seinen Frust rauslässt. Wichtig ist, wie man auseinandergeht, und da kann ich nur bestätigen, dass sich die Jungs gut untereinander verstehen.
Ist das Risiko, mit einem unerfahrenem Trainer in den Rest der Saison zu gehen, nicht dennoch zu groß?
Meine Aufgabe ist es, das Bestmögliche für Schalke zu machen. Wenn es für den Verein besser gewesen wäre, eine externe Lösung zu wählen, hätten wir das gemacht. Ich bin von Jens überzeugt, da ich ihn kenne und weiß, dass er ein sehr guter Trainer ist. Das wird er in der Vorbereitung und in der Rückrunde noch unter Beweis stellen.
Er wirkt nicht wie ein Trainer, der eine Mannschaft mitreißen kann...
In den ersten Tagen ging es nicht darum, wie er sich nach außen hin präsentiert, sondern einzig und allein um das wichtige Spiel gegen Mainz. Das Ergebnis war negativ, aber die Art und Weise, wie wir im Vergleich zu den Spielen davor aufgetreten sind, war im Detail erkennbar besser. Er hat zwei Gesichter: eins in der Öffentlichkeit und eins der Mannschaft gegenüber. Die Ansprache vor der Mainz-Partie war klar und sehr fokussiert.
Hand aufs Herz: Können Sie versichern, dass er das Saisonende als Schalkes Trainer erlebt?
Entscheidend sind irgendwann Ergebnisse, alles andere wäre nicht akzeptabel. Wir haben kein Problem damit, dass auf Schalke immer eine besondere Unruhe herrscht, auch Jens Keller nicht. Aber die Zeit wird uns jetzt helfen, weil wir uns jetzt gezielt auf die kommenden Aufgaben vorbereiten können und dann alles dafür tun werden, unser Saisonziel zu erreichen. Wir ändern die Vorgaben nicht, auch wenn wir zuletzt einiges auf Konkurrenten verloren haben. Das können wir in der Rückrunde genauso wieder aufholen, davon bin ich überzeugt.
Armin Veh ist derzeit mit Eintracht Frankfurt sehr erfolgreich und im Sommer ablösefrei zu haben. Kommt er deshalb nicht nach Schalke, weil man Ihnen nachsagen könnte, jetzt holt der Heldt schon wieder einen seiner Kumpel?
Es wäre schade, wenn das ein Ausschlusskriterium wäre. Das hat auch bei Jens Keller keine Rolle gespielt. Die Entscheidung ist überhaupt nicht davon abhängig, ob ich mit einem Trainer persönlich besonders gut kann oder nicht. Warum sollten wir mit Jens nicht übers Saisonende hinaus weitermachen, wenn er erfolgreiche Arbeit abliefert?