`Wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel. Wir haben es aufgegeben, irgendwelche Ziele zu definieren. Ich hoffe, dass wir gegen Bremen an die Leistung anknüpfen können´, sagte Hoeneß nach dem verdienten 2:1 (1:0) gegen die Königlichen zurückhaltend und fügte an: `Vor vier Wochen waren wir in der Hölle, und jetzt sollen wir im Himmel sein? Das mache ich nicht mit.´
Auch Erfolgscoach Hitzfeld behielt in der Stunde des Triumphes kühlen Kopf. `Generell haben wir noch nichts erreicht. Wir sind im Viertelfinale der Champions League, aber das kann man von einem FC Bayern auch erwarten. Aber in der Bundesliga sind wir nicht einmal auf einem Champions-League-Platz. Das ist nach wie vor eine kritische Situation. Wir haben noch einige Arbeit vor uns, wir dürfen uns nicht ausruhen´, meinte der General streng und forderte gegen Bremen zum Abschluss der Woche der Wahrheit einen Sieg: `Wir haben uns in Europa zurückgemeldet. Jetzt müssen wir uns in der Bundesliga zurückmelden.´
Doch vor dem Schlager gegen Bremen schaut der Bundesliga-Vierte erst einmal gespannt in Richtung Athen, wo am Freitag im Megaron International Conference Centre um 12.00 Uhr der Viertelfinal-Gegner in der Königsklasse ausgelost wird. Den allgemeinen Tenor gab Hoeneß wieder: `Es ist egal, gegen wen wir jetzt spielen. Da gibt es keinen leichten Gegner mehr. Aber zuerst ein Auswärtsspiel - das wäre schön. Denn mit diesem fantastischen Publikum im Rücken können wir fast jeden Gegner schlagen.´
Auch Hitzfeld merkte an, dass der FC Bayern zwar eher ein Außenseiter sei, `aber jetzt ist alles möglich´. Zumal sich der deutsche Rekordmeister dank Hitzfeld wieder in der Spur wähnt. Hoeneß sprach nach dem historischen Treffer von Roy Makaay nach nur zehn Sekunden und dem Tor von Lucio (66.) - Ruud van Nistelrooy (83.) schaffte mit einem unberechtigten Foulelfmeter nur noch den Anschluss - von einem `Wahnsinn-Fußballspiel, vom besten Spiel das wir bisher in der Arena gezeigt haben. Wir hätten Real in den 90 Minuten abschießen können.´
Ganz so toll wie der Manager das Spiel gesehen hat, war es zwar nicht. Doch in der Tat vergaben Lukas Podolski, Makaay, der starke Hasan Salihamidzic oder Claudio Pizarro vor 66.000 Zuschauern beste Möglicheiten, weshalb die Bayern zum Schluss noch einmal kräftig zittern mussten und Glück hatten, dass Schiedsrichter Lubos Michel einem Treffer von Sergio Ramos (89.) wegen angeblichen Handspiels die Anerkennung verweigerte.
`Aber das wäre ein Witz gewesen, wenn wir ausgeschieden wären´, meinte Hoeneß. So aber erreichte der FC Bayern einen `überragenden Sieg gegen Real, das jedes Jahr 50 bis 100 Millionen in die Mannschaft steckt. Das bringt uns viel Kredit ein und hat gezeigt, dass in der Mannschaft, was los ist´, sagte Mark van Bommel, der wegen einer unnötigen Gelb-Roten Karten (82.) im Viertelfinal-Hinspiel gesperrt ist.
Über den Grund für den Aufschwung nach einer bislang nicht sehr berauschenden Saison sind sich beim FC Bayern alle einig: Ottmar Hitzfeld. `Wir müssen Ottmar dankbar sein. Er hat ohne Frage sehr großen Anteil. Die Ergebnisse stimmen, es wird von Woche zu Woche besser´, lobte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, weshalb Präsident Franz Beckenbauer beim gemeinsamen Premiere-Auftritt Hitzfeld erneut nahelegte, über die Saison hinaus weiterzumachen.
`Er ist der optimale Trainer für den FC Bayern. Ich hoffe, dass er uns auch nächstes Jahr erhalten bleibt. Du hast dich jetzt zweieinhalb Jahre ausgeruht, das reicht´, sagte der Kaiser mit einem Schmunzeln in Richtung Hitzfeld. Der 58-Jährige wollte sich zwar nicht aus der Reserve locken lassen, ein kategorisches Nein wie zuletzt blieb erstmals jedoch aus. `Ich will jetzt erst einmal in Ruhe weiterarbeiten. Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen, um keine Spekulationen zu schüren. Wichtig ist das Spiel am Sonntag.´
Eine Absage klingt anders. Die Bayern-Verwantwortlichen werden, so Rummenigge, `ihn mit der ganzen Sache jetzt in Ruhe lassen. Wir haben intern vereinbart, zu gegebener Zeit darüber zu sprechen.´ Beim Training am Donnerstag fehlte der Trainer allerdings. Zwei lange vereinbarte Termine in der Schweiz konnten nicht mehr rückgängig gemacht werden. Hitzfeld hielt in Bern und Luzern bei zwei Versicherungsgesellschaften Vorträge - Thema: `Erfolgsorientierte Führung eines Teams.´ Der Mann weiß, wovon er spricht.