Als Horst Heldt am Flughafen von Larnaka die Verpflichtung meldete, war Timo Hildebrand schon auf Schalke. Der ehemalige Fußball-Nationaltorwart absolvierte den Medizin-Check, sein Berater klärte die letzten Vertragsdetails - dann war die T-Frage bei Schalke 04 geklärt. "Timo ist sehr erfolgsorientiert, sehr teamfähig und in einem sehr guten Torwart-Alter", sagte Manager Heldt über den 32-Jährigen, der einen leistungsbezogenen Vertrag bis zum Saisonende erhält und den verletzten Ralf Fährmann ersetzen soll.
"Eine Riesenchance" nannte Hildebrand das Engagement beim DFB-Pokal-Sieger nach knapp vier Monaten Arbeitslosigkeit und einem missglückten Intermezzo zuvor in Portugal. Nach der Rückkehr seiner neuen Mannschaft von Zypern, wo sie in der Europa League einen lockeren 5:0 (3:0)-Sieg bei AEK Larnaka gefeiert hatte, sollte er bereits am späten Nachmittag erstmals mit Schalkes Torwartcoach Bernd Dreher trainieren.
"Je schneller wir gehandelt haben, desto besser", sagte Heldt, der Hildebrand aus dessen erfolgreichster Zeit bestens kennt. 2007 gewannen beide gemeinsam mit dem VfB Stuttgart den Meistertitel - Hildebrand als überragender Torwart und Heldt als Sportdirektor. Danach wechselte der Keeper, der bei der EM 2004 und der WM 2006 noch zum deutschen Aufgebot gehört hatte, ins Ausland, "ein Knick in seiner Karriere", wie Heldt befand.
Sein Comeback in der Bundesliga wird Hildebrand voraussichtlich in der nächsten Woche gegen seinen Ex-Klub 1899 Hoffenheim geben, für den er zuletzt am 18. April 2010 beim 1:1 in Dortmund zwischen den Pfosten stand. Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) bei Bayer Leverkusen wird wohl noch einmal der 21-jährige Lars Unnerstall im Schalker Tor stehen. "Ich denke, dass es keine Veränderung geben wird", sagte Heldt.
Die Schalker Nummer zwei hatte in Nikosia beim Kantersieg gegen Larnaka wenig Gelegenheit gehabt, sich als Vertreter des Langzeitverletzten Fährmann zu profilieren. Einen einzigen Schuss musste er abwehren, ansonsten segelten nur harmlose Flanken vor sein Tor. "Ich bin erleichtert, dass es so gut geklappt hat", sagte Unnerstall, der schon beim 1:2 am vergangenen Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern Fährmann 60 Minuten lang ersetzt hatte.
Dass der unerfahrene Keeper ebenso wenig wie der 35 Jahre alte Routinier Mathias Schober eine Dauerlösung sein würde, war schon seit Tagen klar. Hildebrand, der sich beim Zweitligisten Eintracht Frankfurt fit hielt, war schnell Kandidat Nummer eins. Beide Seiten einigten sich rasch. Dass Trainer Huub Stevens nach dem Schlusspfiff in Nikosia noch so tat, als höre er den Namen zum ersten Mal, war nicht mehr als ein Scherz.
Einige Zweifel begleiten allerdings Hildebrand. Sein letztes Pflichtspiel bestritt der gebürtige Wormser vor knapp einem Jahr: Beim 1:3 in der Europa League bei KAA Gent stand er für Sporting Lissabon zwischen den Pfosten - in einem von nur drei Spielen in der gesamten Saison. "Er wird eine gewisse Zeit brauchen", sagte Heldt, "denn Training ist das eine, Spielpraxis das andere."
Hildebrands Engagement, so zumindest die offizielle Sprachregelung auf Schalke, soll zeitlich begrenzt bleiben. "Ralf Fährmann ist unsere klare Nummer eins", sagte Heldt auf Zypern. Der verletzte Stammtorwart, der einen Kreuzbandanriss erlitt, muss bis Montag entscheiden, ob er sich operieren oder konservativ behandeln lässt. Im Fall einer OP fiele er wohl für den Rest der Saison aus.