"Felix Magath, wie ist Ihre Gefühlslage nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart und der Rückkehr zum VfL Wolfsburg?"
"Ich bin glücklicher als vor zwei Wochen, als ich mit Schalke in Stuttgart 0:1 verloren habe, bin aber nicht richtig glücklich. Ich hätte Stuttgart gerne als Sieger verlassen. Das hat gezeigt, dass die nächsten Wochen sehr schwierig werden."
"Wie haben Sie Ihre neue, alte Mannschaft gesehen?"
"Der Zustand der Mannschaft ist einfach schlecht. Körperlich ist da nichts drin. Wir sind bestraft worden, weil wir nicht mehr getan haben."
"Klingt alarmierend. Machen Sie sich Sorgen um den VfL?"
"Natürlich mache ich mir ernsthafte Sorgen. Die Spieler sind technisch in Ordnung, glauben, dass sie besser sind als der Rest, aber sie haben noch nicht registriert, dass sie auf einem Abstiegsplatz stehen. Es muss erst einmal ins Bewusstsein der Spieler, dass sie die einzigen sind, die die Situation ändern können. Sie müssen den Abstiegskampf annehmen."
"Was erwartet die Spieler nun in der Länderspielpause?"
"Es wird in den nächsten Tagen Konditionsarbeit anstehen, damit wir in zwei Wochen gegen Frankfurt in einem besseren Zustand sind. Wir werden das beheben."
"Ist die Zeit nicht etwas kurz?"
Wieder mit grüner Krawatte: Felix Magath (Foto: firo).
"Normalerweise dauert es vier Monate, bis die Mannschaft in einem Zustand ist, wie ich ihn gerne hätte und um im Abstiegskampf bestehen zu können. Aber wir müssen das in zehn Tagen schaffen."
"Nach Ihrer Entlassung auf Schalke kam harsche Kritik an Ihrer Arbeitsweise auf. Wollen Sie in Wolfsburg etwas ändern?"
"Ich habe das nicht vor. Ich war mit meinen sogenannten Methoden letztes Jahr mit Schalke Vizemeister, die Mannschaft steht im Pokalfinale und im Viertelfinale der Champions League." "Sie wurden auch für den schnellen Wechsel nach Wolfsburg kritisiert. Da war auch von Söldnertum die Rede. Können Sie das nachvollziehen?"
"Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Im Gegensatz zu Spielern, die noch einen Vertrag haben und zu einem anderen Klub wollen, wollte ich nicht weg. Dass ich mich nach einer Trennung neu orientiere, ist normal. Ich habe auch nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich im Fußball weiterarbeiten will und Spaß an meiner Arbeit habe."
"Vielen ging der Wechsel aber etwas zu schnell."
"Auch ich wurde von den Ereignissen etwas überrollt. Ich habe nicht gedacht, dass es so weit kommt. Aber als mich Herr Winterkorn (Vorstandsvorsitzender der VW AG, d.Red.) anrief, war die Sache für mich schnell klar, dass ich das machen muss. Mir wäre es lieber gewesen, ein paar Tage frei zu haben und mich auszuruhen. Aber in dieser prekären Situation des VfL blieb keine Zeit."
"Fühlen Sie sich, als wären Sie in gewisser Weise heimgekehrt?"
"Ich bin sicher heimgekehrt. Ich hatte zwei wunderbare Jahre in Wolfsburg. Schon der Abschied ist mir sehr schwer gefallen."
"Haben Sie das Kapitel Schalke schon abgehakt?"
"Da ist ein Haken dran. Das habe ich schon immer so gehalten, wenn ich mich einer neuen Aufgabe zuwende. In Wolfsburg ist meine 100-prozentige Konzentration gefragt. Ich werde alles dafür tun, dass der VfL erstklassig bleibt. Meine Aufgabe ist auf zwei Jahre angelegt, damit es mit Wolfsburg wieder nach oben geht."
"Planen Sie kurzfristige Veränderungen?"
"Ich habe mich jetzt voll auf das Spiel in Stuttgart konzentriert. Jetzt kann ich mich um andere Dinge kümmern. Ich werde mir das anschauen - und dann wird die ein oder andere Entscheidung getroffen."