So mancher Spieler war wohl schon unruhig geworden. Der Vertrag von Trainer Louis van Gaal bei Bayern München lief zum Saisonende aus, und die sportliche Krise des Rekordmeisters in der Bundesliga hatte erste leise Kritik am Coach hervorgerufen. Drohte gar eine Trennung? Mitnichten. Van Gaal hat seinen Kontrakt in Basel, wo die Bayern am Dienstag in der Champions League antreten mussten, um ein Jahr verlängert. Die Profis atmeten ob dieser Neuigkeit auf.
"Ich bin sehr zufrieden. Nicht nur ich, sondern die gesamte Mannschaft, weil wir gesehen haben, wie wir mit ihm an unserem Spiel gearbeitet, wie wir uns mit ihm verbessert haben", sagte Vize-Kapitän Philipp Lahm, und Stürmer Ivica Olic meinte: "Das ist eine sehr gute Nachricht und sehr gut für den FC Bayern. Jetzt können wir uns nur noch auf die Resultate konzentrieren."
Die Ergebnisse nämlich stimmten zuletzt nicht mehr. Und daran hatte auch van Gaal Anteil - trotz gegenteiliger Behauptungen der Bosse. Der Niederländer war es, der seine Vorgesetzten im Sommer gebeten hatte, auf eine Blutauffrischung zu verzichten. Der Klub war eingedenk der Erfahrung mit dem in der Königsklasse erfolgreichen Team von 2001 bereit gewesen zu investieren. Das von einer kräfteraubenden Saison mit 53 Pflichtspielen sowie der Zusatzbelastung WM ausgezehrte Stammpersonal sollte entlastet, der Kampf um die Plätze verschärft und Leistung so gefördert werden. Doch van Gaal winkte ab. Krise in der Liga kommt nicht von ungefähr
Er schenkte weiter der eingespielten Truppe sein Vertrauen. Doch der fehlt nach einem anstrengenden Sommer und mangels Vorbereitung die Frische, mitunter auch die Form - die Krise in der Liga ist die Konsequenz. Die Verletzungen von Arjen Robben und Franck Ribery verschärften die Lage. Zumal die Spieler, die jetzt für die Stars einspringen müssen, nach langer Pause Probleme haben, sich einzubringen. "Wenn die Spieler nicht spielen, haben sie den Rhythmus nicht", hat van Gaal jetzt selbst erkannt. Doch "Rotation" bleibt für ihn Teufelswerk. Van Gaal hält an seiner Spiel-Idee fest Van Gaal hält an seiner Philosophie fest, die "Vertrauen für die wichtigsten Kräfte" heißt - ob die nun gut drauf sind oder nicht. Sätze wie "Thomas Müller spielt bei mir immer" belegen das, zusätzlich motivieren kann van Gaal Spieler wie Müllers Konkurrent Mario Gomez so aber kaum. Auch seine Spiel-Idee, in der Ballbesitz über allem anderen steht, behält er bei. Schließlich hat die in der vergangenen Saison beinahe den maximal möglichen Erfolg gebracht.
Während im Umfeld schon leises Murren zu hören ist, stützten die Bosse den Trainer mit der Vertragsverlängerung demonstrativ. "Wir lieben es, Dinge zu tun, die nicht erwartet werden", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge über die Ausdehnung des Arbeitsverhältnisses mit van Gaal bis 2012. Die Bekanntgabe der Einigung in einer sportlich schwierigen Phase wollte Rummenigge auch als "Zeichen für die Öffentlichkeit" verstanden wissen. Der "General", sollte das heißen, ist unantastbar. Nun sind die Soldaten, pardon, die Spieler gefordert.