Gelb-Rot gegen Wolfsburg Marcel Maltritz kann seiner Mannschaft in Hannover auf dem Platz nicht helfen. Doch außerhalb des Spielfeldes ist der Vize-Kapitän präsenter denn je. Und so kletterte er gestern auch trotz Sperre mit in den Mannschaftsbus, um seinen Teamkollegen vor der wegweisenden Auswärtspartie wenigstens mit Rat zur Seite stehen zu können. Maltritz: Das ist doch selbstverständlich, dass ich jetzt bei der Truppe bin. Alles andere wäre undenkbar.
##Picture:panorama:2637## So versucht er im Training die Spieler zu unterstützen, aber auch zu pushen, denn er weiß genau: Für das ganze Theater um unseren Club sind wir selbst verantwortlich. Nur wir können das aus der Welt schaffen und zwar mit einem positiven Ergebnis in Hannover. Der gebürtige Magdeburger empfindet die Kritik an der Arbeit von Trainer Marcel Koller unfair und überzogen. Man macht es sich einfach zu leicht, denn an der Vorbereitung vom Coach liegt es garantiert nicht, wenn wir wie gelähmt auf dem Platz herumschleichen. Inzwischen weiß der Abwehrstratege auch, woran es gerade im rewirpowerSTADION hapert: Vielleicht ist es die Angst Fehler zu machen, die Angst vor dem Versagen. Die Fragen, was bei einem Rückstand passiert, was auf den Rängen dann los ist. Das hat man im Hinterkopf und offensichtlich gelingt es uns nicht, solche Gedanken völlig zu verdrängen.
Dass der Ex-Hamburger nicht falsch liegt, beweist die Tatsache, dass der VfL bisher auswärts in Mainz, Nürnberg, Aachen und Dortmund engagierte und selbstbewusste Auftritte abgeliefert hat, auch wenn der hochverdiente Auswärtsdreier sich jeweils nicht einstellte. Aber Maltritz will auch die Heimpartien nicht ganz so schlecht bewerten, stellt lapidar fest: Wir hatten gegen Wolfsburg drei, vier hundertprozentige Chancen. Wenn du die nicht rein machst, bist du immer zweiter Sieger. Vielmehr Möglichkeiten bekommst du in der Bundesliga nicht.
Deshalb wird es in Sachen Klassenerhalt für die Bochumer immer enger: Wir haben jetzt vier von fünf Heimspielen verloren, aber normal holt man die Punkte gegen den Abstieg daheim. Jetzt wird es an der Zeit, einmal nicht einkalkulierte Zähler zu erobern. Dabei denkt er natürlich an das Match in Niedersachsen. Ich traue den Jungs zu, dass es diesmal endlich klappt. In Dortmund standen wir ja schon dicht vor unserem ersten Auswärtssieg.
Natürlich weiß auch Maltritz, dass die Situation schon jetzt als sportlich dramatisch zu bezeichnen ist: Mehr als ein Viertel der Saison gespielt und fünf Punkte, da braucht man eigentlich nichts mehr sagen. Dennoch ist eine Menge geredet worden, auf einer internen Mannschaftsbesprechung, die am Sonntag, einen Tag nach dem Wolfsburg-Desaster, stattfand. Da wurde offen darüber gesprochen, wie wir den Kopf noch aus der Schlinge ziehen können. Da gab es deutliche Worte, Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Am positivsten war die Tatsache, dass keiner die Schuld bei einem anderen, sondern jeder bei sich selbst gesucht hat.
Dass der Ton in den letzten Tagen ein wenig rauher geworden ist, findet Maltritz selbstverständlich: Ansprachen vom Trainer werden deutlicher, klarer und sind unmissverständlich. Aber das ist in unserer Lage doch völlig normal. Dass Koller zwar Klartext, nie aber verletzend oder beleidigend spricht, findet der Routinier mehr als korrekt: Wenn er jetzt plötzlich den großen Sauhund mimen würde, wäre das nicht authentisch, dann wäre er unglaubwürdig.
Maltritz begrüßt die Maßnahme, schon einen Tag früher als normal geplant nach Hannover zu fahren: Da haben wir die nötige Ruhe, das dürfte die Konzentration noch weiter erhöhen. Dann klärt Maltritz noch einmal auf, warum sein Club auch ohne ihn endlich die Wende einleiten soll: Wir spielen nicht für oder gegen den Coach, sondern für den VfL Bochum. Wir sind dafür verantwortlich, wenn wir unsere Leistungen nicht abrufen können.