Nur auf den ersten Blick sind vor dem 174. Derby zwischen Rekordmeister FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg heute (15.30 Uhr/live bei arena) die Rollen wie gewohnt verteilt. Nach dem besten Saisonstart der Vereinsgeschichte mit dem Sprung an die Tabellenspitze hoffen die Nürnberger mehr denn je auf den ersten Sieg beim Rekordmeister seit 1992 - zumal der Endlos-Zoff mit Owen Hargreaves und die 0:4-Blamage beim FC Barcelona an den Bayern nicht spurlos vorübergegangen sind. ##Picture:panorama:2108## Dennoch hält sich bei Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender beim Double-Gewinner, die Ehrfurcht in ganz engen Grenzen: "Wir müssen uns vor dem Club bestimmt nicht in die Hosen machen." Doch zumindest Trainer Felix Magath weiß, dass seine Elf nach der peinlichen Pleite im Testspiel beim Champions-League-Sieger am Dienstag "etwas gutzumachen" hat. "Ich gehe von einem echten Spitzenspiel aus. Es wird schwierig für uns, aber wir werden den Weg nach vorne suchen."
Sein Nürnberger Kollege Hans Meyer ist vor seinem 25. Bundesliga-Spiel als "Club"-Coach ("Ich bin schon ganz schön nervös deshalb") wieder voll in seinem Element. "Jetzt spricht alles für uns", sagte er mit Blick auf das 0:4 der Bayern bei "Barca", fügte dann aber ernst hinzu: "Niemand reißt uns den Kopf ab, wenn wir da verlieren. Es ist scheißegal, wenn wir bei Bayern gewinnen, aber am Ende absteigen."
"Club" ohne Vittek
Meyer muss erneut seinen am Knie verletzten Stürmer Robert Vittek ersetzen, doch im Mittelpunkt des Interesses steht eine Bayern-Personalie. Owen Hargreaves, der trotz Drohungen von Manager Uli Hoeneß weiterhin die Freigabe für einen Wechsel zu Manchester United fordert, spielt nach überstandener Grippe bei den Gastgebern wieder von Beginn an. Wie hoch seine Motivation nach einer öffentlichen Hoeneß-Watschn und 25.000 Euro Geldstrafe sein wird, ist eine weitere spannende Derby-Frage.
Hannover mit dem Rücken zur Wand
Unterdessen könnte nach dem dritten Spieltag zum ersten Mal intensiv über einen Trainerposten diskutiert werden. "Wenn wir dieses Spiel nicht gewinnen, kann die nächste Woche etwas ungemütlich werden", meinte auch Ilja Kaenzig, Manager von Hannover 96, vor dem Spiel gegen Aufsteiger Alemannia Aachen, ohne seinen Coach Peter Neururer namentlich zu nennen. Beide Klubs stehen noch ohne Punkt da, Aachens Sergio Pinto ist sich dennoch sicher: "Wir sind Favorit, denn wir sind 17. und Hannover 18."
Auch die Stimmung beim VfL Wolfsburg könnte nach der schwachen Vorstellung bei Eintracht Frankfurt (0:0) mit der Schauspieleinlage von Diego Klimowicz als negativem Höhepunkt besser sein. Coach Klaus Augenthaler erhöht vor seiner Rückkehr nach Leverkusen den Druck auf sein Team. "Meine Mannschaft hat genug Qualität, um auch bei Bayer bestehen zu können. Ich erwarte, dass sie cleverer spielt als beim letzten Mal", sagte "Auge" mit Blick auf die 0:4-Pleite im Vorjahr.
Arminen wollen Negativ-Rekord in Gladbach brechen
Eine Negativserie der besonderen Art bringt Arminia Bielefeld zum Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach mit. Die Ostwestfalen haben am Niederrhein seit 770 Bundesligaminuten kein Tor mehr erzielt. Besonders Jörg Böhme, der wie Teamkollege Bernd Korzynietz an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehrt, will dies ändern: Sein Tor beim 2:3 gegen den VfB Stuttgart sei zwar schön gewesen, "aber noch schöner wäre eins zum 1:0-Sieg in Gladbach".
Eben dieser Sieg gegen Bielefeld brachte Trainer Armin Veh beim VfB Stuttgart etwas aus der Schusslinie, doch Ruhe eingekehrt ist deshalb bei den Schwaben vor dem Spiel gegen die noch sieglose Borussia aus Dortmund nicht. Grund ist der Streit zwischen Veh und Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der nach dem 0:3 gegen Nürnberg zum Saisonauftakt beim Coach in Ungnade gefallen ist und sich darüber heftig beschwerte. Vehs Konter: "Wenn man an drei Gegentoren beteiligt ist, dann muss man den Mund halten. Er soll lieber arbeiten, ich möchte Leistung sehen." Beim BVB steht der Brasilianer Tinga vor seinem Bundesliga-Debüt.
Beim Duell der Aufsteiger zwischen dem VfL Bochum und Energie Cottbus hoffen derweil beide Teams auf den ersten Saison-Sieg, doch besonders die Westfalen stehen unter Druck. Manager Stefan Kuntz: "An den ersten beiden Spieltagen mussten wir nicht unbedingt punkten, aber am Samstag müssen wir es."