Sie wird den Borussen den finanziellen Spielraum bald wieder auf ein Minimum reduzieren: Die Stadion-Miete an den Commerzbank-Fonds Molsiris. Oder auch nicht. Wie bereits mehrfach berichtet, müssen die Dortmunder nach Ablauf der eingeschränkten Zahlungen für die Jahre 2005 und 2006 in rund zwei Monaten wieder reichlich in die nicht gerade prall gefüllte Kasse greifen und jährlich zwischen 17 bis 21 Millionen Euro nach Düsseldorf überweisen. Doch so weit soll es nach den Vorstellungen von Hans-Joachim Watzke erst gar nicht kommen. "Wir arbeiten an Konzepten, die es uns ermöglichen, den Mitbesitzern des Stadions in Kürze ein Kaufangebot zu unterbreiten." Und das soll wahrlich fix geschehen: "Wir haben uns einen Zeitraum von zwei Monaten zum Ziel gesetzt. Bis dahin soll nicht das Stadion zurückerworben, aber das Angebot erarbeitet werden." Die Eile ist verständlich, denn nach Ablauf der Saison ist die "Molsiris-Schonzeit", die im vergangenen Winter bei der legendären Versammlung der Anteilseigner beschlossen wurde, beendet, es muss der Euro wieder im vollen Maße rollen. Der BVB-Geschäftsführer: "Die Rückabwicklung des Stadionverkaufs ist für den Klub von elementarer Bedeutung." Denn sollte der Coup nicht gelingen, sieht der Unternehmer aus dem Sauerland mittel- und langfristig erhebliche Schwierigkeiten auf den Bundesligisten zukommen: "Das kann für uns ein schleichendes Problem werden." Die erste Schwierigkeit: Es muss wiederum eine außerordentliche Versammlung der Molsiris-Anteilseigner einberufen werden, erneut müssen mindestens 75 Prozent davon der vorzeitigen Ablösung zustimmen. Immerhin sind noch 51 Prozent der Stadionanteile im Besitz des Immobilienfonds. Da dieses Faustpfand eine ordentliche Verzinsung garantiert, werden wohl rund 50 Millionen Euro von Dortmunder Seite angeboten werden müssen, damit die Gegenseite zustimmt. Watzke: "Zu dem Betrag äußere ich mich nicht." Wohl aber zu den Argumenten, die zur Zustimmung der Fonds-Zeichner führen könnten: "Wir werden sie in unserer Offerte für das in der Vergangenheit Entgangene entschädigen." Und was ist mit der lukrativen Verzinsung? "Dem gegenüber steht natürlich das Risiko. Es gibt eine einfache Formel: Je höher der Zinssatz, desto höher das Risiko. Und das würde ich in diesem Fall nicht als klein bezeichnen." Die Begründung folgt prompt: "Wenn wir kein Geld übrig haben, um dieses zur Verbesserung der Attraktivität in die Mannschaft zu stecken, dümpeln wir irgendwann im Mittelfeld. Die Zuschauerzahlen sinken, damit auch die Einnahmen, die wir benötigen, um die Stadionmiete zu zahlen." Das zweite Problem: Diese Summe muss erst einmal aufgetrieben werden. Die mögliche Lösung: Dass dafür benötigte Geld soll vor allem vom amerikanischen Investment-Bankhaus Morgan Stanley kommen, mit dem die BVB-Führungsetage inzwischen eng zusammenarbeitet. Da der Bundesligist ohnehin mit 90 Millionen Euro verschuldet ist, würden die Verbindlichkeiten auf geschätzte 140 Millionen Euro in die Höhe schnellen. Eine Tatsache, mit der die Schwarz-Gelben dennoch gut leben könnten, weil die Rückzahlung über einen weitaus länger Zeitraum gesteckt werden würde, die jährlichen Raten dementsprechend sinken. Noch einmal Watzke: "Der Wert des Stadions beträgt 200 Millionen Euro. Wenn wir die Immobilie nicht nur zu 49, sondern wieder zu 100 Prozent besitzen, ist ein entsprechender Gegenwert vorhanden." Nachbar Schalke 04 hat durch die Aufnahme der "Schechter-Anleihe" ebenfalls Verbindlichkeiten in der Größenordnung von 100 Millionen Euro, deren Rückzahlung aber auf über 20 Jahre verteilt und kann damit offenbar ganz gut leben.
BVB: Borussia macht Dampf in Sachen Stadion-Umschuldung
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