Quo vadis, Schalke 04? Das Halbfinale im UEFA Cup erreicht, aber in der Bundesliga nur noch mit vagen Chancen auf Platz drei. Auf den ersten Blick hat Schalke auch sechs Spieltage vor dem Ende der Saison noch alle Zügel in der Hand. Und doch wird man das leise Gefühl nicht los, als durchlebe die Mannschaft eine ähnliche Situation wie im vergangenen Jahr.
Damals brach das Team nach einer langen Aufholjagd auf Tabellenführer Bayern München just in dem Moment ein, als sie die Bayern überflügelt hatte. Gewisse Parallelen sind unübersehbar. Seitdem die Mannschaft von Mirko Slomka den zu Beginn der Rückrunde schon kaum mehr für möglich gehaltenen dritten Platz nach dem Sieg gegen Frankfurt erreicht hatte, folgten in der Bundesliga drei Spiele ohne Sieg, aus denen lediglich ein mageres Pünktchen geholt wurde. "Es läuft nicht rund bei uns", hat auch Hamit Altintop erkannt. "Intern wird bei uns über einiges gesprochen", bestätigt der Türke.
Wobei es sich nach Ansicht der Mannschaft wohl eher um eine Sache des Kopfes, als um Defizite des Körpers handelt. "Wenn man sieht, wie wir gegen Hamburg mit zehn Mann nach vorne gespielt haben, kann das nicht an der fehlenden Kraft liegen", findet Gerald Asamoah solche Überlegungen "schwachsinnig". Aber: "Wir können nur gewinnen, wenn wir alle zusammen aggressiv sind und unsere Vorteile dann ausspielen", spricht Marcelo Bordon etwas klausuliert das aus, was vor allem nach der mäßigen Vorstellung am vergangenen Donnerstag, mit der paradoxerweise der größte internationale Erfolg seit fast neun Jahren erreicht wurde, einige auf Schalke denken.
So wird Gerald Asamoah schon deutlicher, wenn die Sprache auf mögliche interne Meinungs-Verschiedenheiten kommt. "Ich hatte Ärger mit Lincoln, weil das so nicht geht", erklärt der deutsche Nationalspieler, warum er im Rückspiel gegen Sofia plötzlich mit dem Regisseur aneinander geriet. "Wir haben einige Zweikämpfe im Mittelfeld nicht angenommen. Ich habe ihm gesagt, dass er doch auch mal mitmachen soll", wurde "Asa" die aufreizend legere Spielweise des Mittelfeldregisseurs zu bunt.
Lincoln machte zwar auch prompt sein Tor, doch durch sein bisweilen extrem lässig wirkendes Verhalten bringt er die Mannschaft, die auf seine genialen Einfälle angewiesen ist, oft in schwierige Situationen. "Wir haben alle Respekt voreinander, aber wir werden auch in Duisburg nur dann unser Ziel erreichen, wenn wir von der ersten Minute an alle kämpfen. Dann sind wir Favorit, sonst nicht", gibt Bordon seinem Landsmann etwas zum Nachdenken mit auf den Weg. "Mirko Slomka hat das in der Halbzeit beim Sofia-Spiel richtig gemacht, indem er laut geworden und eine Tafel umgestoßen hat. Und auch das Verhalten von Gerald auf dem Platz war vollkommen in Ordnung. Manchmal muss man so etwas machen", sieht der 30-Jährige keinen Riss zwischen der Mannschaft und dem Spielmacher. "Im Gegenteil, wenn wir ein Team sind, müssen wir uns auch mal etwas sagen dürfen", hat Bordon die Sache abgehakt "Schließlich wollen wir alle zusammen Erfolg haben."
Hallo Lincoln, fühlen Sie sich als Buhmann? Nein, wieso sollte ich?
Wegen Ihrer Spielweise gab es Stress in der Truppe? Ach, wer kritisiert, sollte lieber in den Spiegel schauen. Jeder weiß, warum er hier bei Schalke ist. Ich bin fast zwei Jahre hier und versuche immer, mein Bestes zu geben. Und wir haben auch keinen Ärger in der Mannschaft. Die Sache mit Asa, so etwas passiert auf dem Platz, das sind Emotionen.