Seitdem das Duo Hans-Joachim Watzke und Thomas Treß vor vier Jahren die Geschäftsführung der Borussia Dortmund GmbH und Co. KGaA übernommen hat, gleicht sich das Bild auf den jährlich stattfinden Hauptversammlungen: Während Watzke die Aktionäre auf eine Reise in die BVB-Vergangenheit entführt und unterhaltsame Seitenhiebe an die Konkurrenz austeilt, ist Treß für den drögen Teil, die Präsentation des Bilanzergebnisses, verantwortlich - und muss dabei hilflos mitansehen, wie sich das Plenum von Minute zu Minute stärker auflöst.
„Ich sehe schon, die Erbensuppe“, bewies der 43-Jährige am Dienstag bei der diesjährigen Hauptversammlung feine Selbstironie, als die potentiellen Zuhörer erneut zu den Ausgängen strömten. 20 Minuten lang arbeitete sich der Diplom-Kaufmann danach durch die aktuellen Geschäftsberichte und nannte dabei auch jene Zahlen, die für den gemeinen BVB-Fan am interessantesten sind: Nachdem im abgelaufenen Geschäftsjahr (Juli 2008 - Juni 2009) ein negatives Ergebnis von -2,9 Millionen Euro (nach Steuern) ausgewiesen werden musste, gab es auch Positives zu vermelden.
Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres erzielte die KGaA einen Gewinn von 0,8 Millionen Euro (nach Steuern). Damit blieb man zwar unter den Zahlen des Vorjahres, als man in den ersten drei Monaten einen Gewinn von 2,3 Millionen Euro (nach Steuern) erwirtschaften konnte, dennoch stimmte das Ergebnis die Aktionäre versöhnlich.
„Es ist bei Beulen und Schrammen geblieben“, bilanzierte Watzke die Schäden, die die weltweite Wirtschaftskrise beim BVB bislang angerichtet hat. Dass man im vergangenen Geschäftsjahr ein negatives Ergebnis erzielt habe, stimme auch ihn „unzufrieden“, gab der 50-Jährige zu, betonte aber: „Wir mussten keine nachhaltigen Schulden machen.“
Erneut wiederholte Watzke am Dienstag außerdem seine Forderung, eine Verteilungsgerechtigkeit bei den TV-Erlösen herzustellen: „Wo ist es gerecht, wenn der erfolgreiche deutsche Meister VfL Wolfsburg mit 136 Fans durch die Liga reist und weitere 100 Zuschauer vor dem Fernseher sitzen, während die Spiele des BVB von hunderttausenden Abonnementen verfolgt werden? Wir müssen dafür streiten, dass wir nicht nur die Folklore bieten, während die Werksklubs ihr Geld kassieren.“
Doch der Marsberger stimmte auch versöhnliche Töne an. Nach der wirtschaftlichen Stabilität habe der Klub mittlerweile auch eine sportliche Stabilität erreicht. Man sei zwar „sehr zäh“ in die aktuelle Saison gestartet, habe sich dann aber gesteigert, bemerkte Watzke, bevor er den anwesenden Spielerrat in die Pflicht nahm: „Wir erwarten von euch, dass ihr diese Situation bis Weihnachten veredelt. Wir haben alle Chancen, uns ein Fundament aufzubauen, um dann in der Rückrunde anzugreifen.“
Sportlicher Erfolg - das steht außer Frage - würde auch die wirtschaftliche BVB-Bilanz entscheidend verbessern - und vielleicht auch Treß die Arbeit bei der nächsten JHV ein wenig erleichtern.