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Schalke: Rojeks schwarze Erinnerungen an Valencia
Kennzeichen: Wimpel

Schalke: Rojeks schwarze Erinnerungen an Valencia
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Um den Mythos Schalke ranken sich unzählige große und kleine skurrile Geschichten, die diesen Verein so einzigartig machen. Diese hier ist eine davon. Während sich für die meisten S04-Fans mit der Rückkehr nach Valencia einer der schönsten Momente der jüngeren Vereinsgeschichte verbindet, wird Schalkes Fanbeauftragter Rolf Rojek am kommenden Mittwoch in Spanien mit "der finstersten Stunde" seiner Laufbahn konfrontiert. Vor zehn Jahren erlebte das Schalker Aufsichtsratsmitglied vor dem Mestalla-Stadion sein persönliches Fiasko. "Ich wollte damals sofort aufhören", konnte Rojek nur mit Mühe überredet werden, nicht alle Ämter niederzulegen.

Was war geschehen? Das von Ex-Manager Rudi Assauer damals gerne als "kleiner Popelverein" titulierte Schalke hatte bei seinem ersten internationalen Auftritt nach 20 jähriger Europapokalabstinenz mit Roda Kerkrade, Trabzonspor und dem Club Brügge bereits drei Mannschaften ausgeschaltet. Und spätestens nach dem 2:0-Hinspielerfolg im Viertelfinale gegen die Spanier erreichte die Euphorie in Gelsenkirchen einen neuen Höhepunkt. "Am Mittwoch begleiten uns 2700 Anhänger nach Spanien. Das ist schon viel. Doch 1997 herrschte eine unglaubliche Aufbruchstimmung um den Verein. Die von den Spaniern bereitgestellten 4000 Karten waren sofort vergriffen", erinnert sich Rojek.

Aufbruchstimung

Um alle Anfragen bedienen zu können, bestellte er über Schalkes Reiseorganisator Rüdiger Mengede nach telefonischer Rücksprache mit den Spaniern 2000 Tickets für die nicht ausverkaufte Partie nach. Windige Vereinsvertreter witterten schnell das ganz große Geschäft, das Rojek später hinter vorgehaltener Hand angelastet wurde. Angebot und Nachfrage regeln den Preis, dachten sich wohl Valencias Offizielle und wollten vor Ort von einer zuvor abgemachten Vereinbarung nichts mehr wissen. Kosteten die ersten Tickets noch 30 DM, sollte die Nachbestellung nun für 50 DM pro Karte über die Theke gehen - Abgabe gegen Bargeld. Während Mengede ohne Karten wieder nach Hause fliegen musste, hatte Rojek den 2.000 daheim wartenden Fans, die sich schon mit Bussen, Flügen und Hotels eingedeckt hatten, schon Plätze zugesagt. "Als ich das gehört hatte, rief ich kreidebleich bei Peter Peters an. Der sagte: 'Es gibt nur eine Lösung. Wir buchen dir gleich einen Flug nach Valencia, holen das Geld von der Bank und du fliegst da noch heute hin und holst gegen Quittung die Karten", wollte sich Rojek, weder des Englischen noch des Spanischen mächtig, zunächst auf den 100.000 DM-Deal gar nicht einlassen.

100.000 DM-Deal

Zwei Stunden später rief er auf dem Weg zum Flughafen seine Ehefrau Gudrun an. "Ich war schweißgebadet. Was sollte ich denn sagen, wenn die Behörden mich ohne Gepäck und nur mit dem dicken Geldkoffer in der Hand kontrolliert hätten", kam sich der Gelsenkirchener vor, "wie ein Mafiosi". Das mulmige Gefühl verstärkte sich, als ihn am Airport in Valencia zwei breitschultrige und in schwarzes Tuch gekleidete Anzugträger vom Typ Türsteher in eine dunkle Limousine verfrachteten. Kennzeichen: Wimpel. "Ich zeigte meinen von Schalke, die ihren von Valencia, dann ging es sofort zum Stadion", hat Rojek die Situation noch genau vor Augen. "Ich machte den Koffer auf, der Geschäftsführer von Valencia zählte das Geld, gab mir die Karten, bedankte sich höflich auf deutsch. Nur einen Beleg, den gab er mir nicht".

In die eigene Tasche?

Warum, das wurde Rolf Rojek allerdings erst so richtig klar, als er am Spieltag in Valencia Restkarten an Schalke-Fans weiterverkaufen wollte. "Mittlerweile hatten sich nämlich einige Anhänger auf anderem Weg Karten besorgt, so dass ich in Deutschland nur 1700 der 2000 Tickets los geworden bin", nahm der Fanvertreter im Schalker Aufsichtsrat die übriggebliebenen Karten wieder mit nach Spanien.

Oberfan fast gelyncht

"Als ich die ersten zwei dann für den für mich normalen Preis von 50 DM das Stück verkauft habe, hätte mich eine Menschentraube fast gelyncht", musste sich Rojek mit seinen Tickets wie ein Schwarzhändler vor den eigenen Fans im Laufschritt aus dem Staub machen. Der einfache Grund: "An den Tageskassen wurden die gleichen Karten wieder für den Ursprungspreis von 30 DM verkauft. Unsere Anhänger dachten, ich wollte mich auf deren Kosten bereichern". Dabei hatten sich die freundlichen Spanier mal eben 40.000 DM in die eigene Tasche gesteckt. Zehn Jahre später kosten die Karten für die Schalke-Fans übrigens 55 Euro - und das ganz legal. Stefan Bunse

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