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Kampf der Intoleranz in deutschen Fußball-Stadien
Schwule Fans für Outing

Kampf der Intoleranz in deutschen Fußball-Stadien
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Eine Gemeinschaft schwul-lesbischer Fanklubs sagt der Intoleranz im Fußball den Kampf an. "Der Fußball ist prinzipiell sehr homophob. Es ist halt ein Arbeitersport, der konservativ ist. Auf dem Platz und der Tribüne herrscht eine Macho-Ideologie", sagt Christian Deker. Der Sprecher der "Stuttgarter Junxx", einem von zehn Mitgliedern der deutschen schwul-lesbischen Fan-Initiative "Queer Football Fanclubs", nahm am vergangenen Freitag am ersten Aktionsabend gegen Homophobie im deutschen Fußball im Berliner Olympiastadion teil.

Zu der Veranstaltung hatte der Europäische Schwul-Lesbische Fußball-Verband (EGLSF) alle deutschen Profifußball-Vereine eingeladen. "Die Rückmeldungen waren aber spärlich. Das zeigt, dass die Vereine nicht wissen, wie sie mit dem Problem umgehen sollen", erklärte Cheforganisatorin und Ex-Bundesligaspielerin Tanja Walther. Eine Erklärung "gegen Diskriminierung im Fußball" fordert unter anderem die Einführung von Antidiskriminierungs-Paragraphen in Stadionordnungen sowie eine kontinuierliche Aufklärung. "Das Wichtigste ist, die Verantwortlichen für das Thema zu sensibilisieren und ein Klima zu schaffen, in dem sich ein Fußball-Profi outen kann", betonte Deker.

Umfragen zufolge sind fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung homosexuell. Legt man diese Zahlen zugrunde, könnte bei 18 Erstligateams rein statistisch eine komplette Mannschaft aus schwulen Spielern bestehen. Doch offen bekennt sich kein Profi zu seiner Homosexualität. Viele verstecken einen bedeutenden Teil ihrer Identität und verleugnen sich selbst aus Angst vor der öffentlichen Reaktion. Denn trotz der gewachsenen gesellschaftlichen Toleranz ist Homosexualität im Fußball noch immer ein Tabu. "Wir wollen natürlich keinen Spieler dazu drängen. Aber wir würden ein Outing begrüßen. Denn das wäre der Beweis, dass es schwule Fußballer gibt. Wir sagen aber auch: Unter den jetzigen Bedingungen ist es nicht empfehlenswert", meinte Deker, der sogar von anonymen Morddrohungen gegen schwule Fans berichtet.

Der Anhänger des deutschen Meisters VfB Stuttgart ist dennoch optimistisch, dass sich etwas bewegt: "Erst hat der DFB das Thema Homophobie unter den Tisch gekehrt. Doch dieses Jahr gibt es Fortschritte." Auf dem bundesweiten Fan-Kongress im Juni in Leipzig thematisierte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erstmals neben anderen Formen der Diskriminierung auch die Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit. Nun beteiligte sich der DFB wie auch die DFL am Aktionsabend.

International sind die Bemühungen gegen Homophobie schon weiter gediehen. Die UEFA veröffentlichte ein Handbuch zum Thema, und in England gibt es bereits vom nationalen Fußball-Verband eine Klausel, dass homophobe Gesänge mit Geldstrafen sanktioniert werden. "Dies ist auch eine unserer Forderungen für Deutschland", betonte Deker.

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