Sie sind ein Mensch, der durch Aussagen polarisiert. Besonders nach dem Derby gegen Schalke im Mai haben Sie viel Kritik einstecken müssen. Spielte das bei Ihrer Entscheidung eine Rolle?
Nein, das hat nichts mit der Situation rund um die Spiele gegen Schalke zu tun. Man muss einfach mal sehen, in welcher Intensität wir die Arbeit vorangetrieben haben und welcher zeitlicher Aufwand hinter so einem Job steht. Wenn man sich mal zurückerinnert, wo die Fans von Borussia vor drei Jahren standen, und wo wir heute stehen, dazwischen liegen Welten. Das lässt sich ehrenamtlich überhaupt nicht mehr schultern. Wir haben das sehr professionell gemacht, sind deshalb auch als kompetenter Ansprechpartner beim BVB und beim DFB anerkannt. So etwas kann man auf höchstem Niveau nicht länger als drei Jahre neben dem Beruf machen. Und den will ich nicht aufgeben. Muss der BVB seine Strukturen ändern? Über diese Problematik habe ich oft und lange mit Herrn Watzke geredet. Vor dem Hintergrund meines Ausscheidens aus der Fanabteilung hat sich der Verein entschieden, neben Petra Stücker einen zusätzlichen hauptberuflichen Fanbeauftragten einzustellen. Der neue Kollege wird am Dienstag im Rahmen einer Fanversammlung vor den Fan-Clubs und den Mitgliedern der Fanabteilung vorgestellt. Gegebenenfalls kommt noch eine weitere Person dazu. Ich hoffe, dass allein dadurch schon eine erhebliche Entlastung für die Fanabteilung entsteht und diese dann nicht mehr ganz so im Fokus steht. Die Vorstellungsgespräche habe ich übrigens selbst mitgeführt. Wie geht es mit der Fanabteilung ohne Sie weiter?
Ich könnte mir vorstellen, dass mein Vize Guido Schnittker das weiterführt. Aber das ist noch nicht entschieden. Und Sie ziehen sich tatsächlich ganz zurück?
Es wäre gegenüber dem neuen Vorstand der Fanabteilung nicht fair, wenn ich als starker Mann aus dem Hintergrund zum Beispiel im Fanbeirat weiter machen würde. Deshalb habe ich mich entschlossen, komplett aufzuhören. Ich habe bereits 30 Jahre Fanarbeit hinter mir, habe schon 1984 in der Dortmunder Innenstadt Flugblätter verteilt, um die Bürger in einer schwierigen Zeit zu motivieren, zum BVB zu gehen. Ich freue mich jetzt darauf, meinem Sohn bei TuRa Asseln in der E-Jugend beim Fußball spielen zugucken zu können und anschließend als normaler Fan mit ihm ins Stadion zu gehen.
Wie fällt das Fazit nach zwei Jahren an der Spitze der Fanabteilung aus?
Wir haben hier einen starken Job auf höchstem Niveau gemacht. Als wir angefangen haben, lag die Fanarbeit beim BVB nach der Ära Michael Meier komplett am Boden. Jetzt hat die Fanabteilung bereits 2000 Mitglieder. Wir haben in der relativ kurzen Zeit viel bewegt. Wir haben die Infrastruktur verbessert, haben einen Infostand für Fans, bekommen jetzt unsere eigenen Räume im Stadion. Es entsteht das Borusseum, wir haben das Fanmobil, die Aktion ‚Wir sind Borussia’. Wir haben dafür gesorgt, dass der Fan wieder ein Mitspracherecht im Verein hat. Und darauf bin ich sehr stolz. Dennoch waren Sie nie ganz unumstritten! Meine besten Freunde in Gelsenkirchen werden sich sicher freuen, dass ein Feinbild vom Trapez verschwindet. Aber auch intern gibt es Kritiker, die froh sein werden, dass ich nicht mehr da bin. Das ist so, wenn du einen derartigen Job machst. Kritik zu üben, ist immer einfach, selbst an verantwortlicher Stelle zu handeln ist etwas anderes. Das ist immer ein schwieriger Balanceakt zwischen den Interessen der Anhänger und denen des Vereins. Mal musst du der einen Seite vor den Kopf schlagen, mal der anderen weh tun. Habe Sie noch eine letzte Empfehlung an Ihren BVB? Wenn man in Zukunft mal wieder etwas gewinnen will, geht das nur zusammen mit den Fans. Wortlos und ohne zu grüßen wie am Samstag beim KSC ohne eine Entschuldigung an mitgereiste 5000 Fans in die Kabine zu verschwinden, ist sicher genau der falsche Schritt. Man kann nur Erfolg haben, wenn man zusammensteht. Nur wenn der BVB das auch in Zukunft weiter beherzigt, wird es mit dem Verein wieder aufwärts gehen.