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Heimspiel im Gästeblock – ein Selbstversuch
"Hamburg, meine Perle...."

BVB-HSV: Heimspiel im Gästeblock – ein Selbstversuch
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Kann man seine fußballerische „Gesinnung“ für 90 Minuten ausschalten? Sich ein Spiel „seines“ Vereins ohne jegliche Emotion ansehen? Nun, für die volle Spielzeit hat es nicht gereicht. Nach 70 Minuten scheitert der Selbstversuch, ein Heimspiel des BVB im Fan-Block der Gäste aus Hamburg zu erleben. Die erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn unverhofft ergatterte Stehplatzkarte für die Nordtribüne in der Hand, geht es an schwarz-gelb gekleideten Massen vorbei in den von Flutlicht erhellten Signal Iduna Park. Die Besonderheit dieser Karte wird rasch deutlich. Denn anstatt den aus fast zwei Jahrzehnten Dortmunder Fan-Dasein gewohnten Farben zu folgen, geht es einige Stufen hinab in den Gäste-Block. Ein kurzer Check, ob auch wirklich kein Kleidungsstück etwas schwarzgelbes aufweist – dann geht es in die fremde Welt im eigenen Stadion.

Auf der dicht zugestellten Tribüne wird aus diesem kühlen Herbstabend eine schweißtreibende Angelegenheit. Norddeutscher Schnack statt Ruhrpott-Slang, Trikots mit einer Raute statt einem Kreis und 3000 Menschen mit einer ganz andere Erwartung an das Spiel als der Rest der 72 000 - selbst nach ungezählten Stadionbesuchen kann man noch Neues erleben. Immerhin: Einen imposanten Blick auf die schwarzgelbe Wand gibt’s inklusive.

Was gingen da vor dem Anpfiff nicht alles für Gedanken durch den Kopf. Darf ich mich über BVB-Tore freuen? Über Hamburger Fouls schimpfen? Böse Schmährufe gegen die Mannschaft des Herzens einfach ignorieren? Man will ja nicht in Ärger geraten.

Der Verlauf des Spiels erledigte all diese Fragen fast wie von selbst. Nach nur wenigen Minuten wurde die erste Hamburger Bierdusche angestellt. Schon zur Halbzeit sangen hüpfende Menschen von lange nicht gesehener Schönheit. Zähne zusammenbeißen, leicht mithüpfen und versuchen so zufrieden wie der Rest auszusehen - gar nicht so einfach, wenn man eigentlich nur noch über die Schwarzgelben auf dem Rasen schimpfen will.

Als die fußballerische Demütigung voranschreitet, stellt sich ein merkwürdiges Gefühl ein. Denn es beginnt Spaß zu machen, fast klatscht man mit, verhöhnt die eigene Mannschaft. Beim dritten Tor erwischt man sich bei Shakehands mit einem HSV-Fan. „Hamburg meine Perle“...

Doch halt: Sollte ich wirklich bis zum Schluss bleiben? Mit 3000 zwar sympathischen, aber unbekannten Norddeutschen eine fremde Mannschaft feiern? Durch ein Gewimmel an Körpern schiebe ich mich hinaus aus dem Stadion. Und da sind sie wieder, die vertrauten Farben. Auf ihrem Heimweg verstopfen sie schon lange vor Spielende die Straßen. Man ist plötzlich wieder doch Borusse – was man in den 70 Minuten davor schon fast wieder vergessen hätte.

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