Doch in Duisburg ist dieser Tage alles anders. Denn seit unser MSV ungeschlagen daherkommt - und das ist seit Peter Neururers Amtsantritt der Fall - haben Würstchen eine rein positive Bedeutung. So lässt der Duisburger Chef-Koch, auf Geheiß des als äußerst abergläubisch bekannten Chef-Coaches, bereits seit Wochen immer das Gleiche zubereiten. Würstchen mit Kartoffelsalat stehen auf dem Speiseplan, zumindest ist das bei der allwöchentlichen Presserunde so.
Ob die Zebra-Kicker neben der als eher deftig zu bezeichnenden Kost noch andere Nahrungsmittel zu sich nehmen dürfen, oder ob für sie tatsächlich das gilt, was derzeit für die Bericht erstattenden Journalisten rund um die Wedau gilt, ist nicht bekannt und auch nicht wichtig. Denn zum Glück gibt es ja noch andere (kulinarische) Leckerbissen. Hanseatische Spezialitäten zum Beispiel. Die da wären: Grünkohl, Hamburger Aalsuppe, Labskaus, Rote Grütze oder Änis Ben-Hatira.
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab.
Womit wir bei unserem Last-Minute-Zugang aus der Hansestadt an der Alster wären. Als ich von der Verpflichtung des quirligen Offensiv-Akteurs gehört habe, war ich tatsächlich begeistert. Und beinahe habe ich mich ein wenig erschrocken, denn ich weiß wirklich nicht, wann ich mich zuletzt über einen Neuzugang gefreut habe. Natürlich ist Hatira noch sehr jung, gerade einmal 20 Jahre, und er ist "nur" eine Leihgabe. Dennoch glaube ich, dass er ein echter Vollblut-Kicker ist.
Einer, der auch mal das Eins gegen Eins sucht und, noch viel wichtiger, auch das Zeug dazu hat, solche Mann-gegen-Mann-Situationen positiv für sich zu entscheiden. Welcher Kicker im Zebra-Dress kann das schon? Vielleicht Olcay Sahin. Auch so ein junges, unverbrauchtes Gesicht. Ich hätte gern mehr solcher Kicker bei meinem Klub, auch wenn es dann mit dem Aufstieg eben erst im nächsten Jahr klappt.
Zu guter Letzt muss ich allerdings feststellen, dass Hatira genau genommen gar keine hanseatische Spezialität ist, denn der deutsche Juniorennationalspieler ist gebürtiger Berliner. Im Zusammenhang mit der Hauptstadt und deren Spezialitäten ist mir allerdings wieder nur eine Wurst eingefallen. Die Curry-Wurst nämlich.
Und das die Curry-Wurst auch nicht wirklich eine Berliner Erfindung ist, sondern die erste und beste Curry-Wurst immer noch im "Pott" zu finden ist, weiß bestimmt auch schon Neu-Zebra Ben-Hatira.