Am vergangenen Donnerstag wurde das Urteil der Spruchkammer des WFLV (Westdeutscher Leichtathletik- und Fußballverband) in der "Causa Soukou" in der Sportschule Wedau gesprochen: Ein Punkt Abzug für RWE und eine Spielsperre bis zum 29. Juni 2015 für Soukou, so lautete das Urteil der Richter.
In der vergangenen Woche wollte sich der 22-jährige Mittelfeldspieler noch nicht zum Urteil äußern. Am Dienstag brach er gegenüber RevierSport sein Schweigen.
Cebio Soukou, wie geht es Ihnen rund eine Woche nach dem verkündeten Urteil? Ich fühle mich erleichtert. Mein Anwalt Dr. Michael Lehner und mein Berater Makram Naceur haben mich zwar auf die Verhandlung sehr gut vorbereitet, aber einige Minuten vor der ganzen Sache war ich dann doch etwas nervös.
Haben Sie sich wie ein Täter gefühlt? Ja, deshalb war ich auch nervös. Obwohl ich nichts außer der Wahrheit sagen musste. Und ich hatte ja nichts zu verheimlichen. Da ich nie versucht habe, etwas Böses zu machen, habe ich mich durch die ganzen Blicke im Raum wie ein Verurteilter gefühlt. Während meiner Aussage konnte ich die Nervosität aber schnell ablegen und habe die ganze Wahrheit erzählt.
Sind Sie im Endeffekt mit dem Ausgang in der "Doping-Affäre" zufrieden? Nein, definitiv nicht! Ich frage mich weiterhin, was man weniger machen muss, dass man eine geringere Strafe erhält? Ich wiederhole: Ich habe nie versucht etwas Böses zu machen! Es gibt etliche Spieler, die Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, um einfach das Immunsystem, allen voran im Winter, zu stärken, um sich nicht sofort zu erkälten oder eine Grippe einzufangen. Deshalb habe ich diese Tabletten auch eingenommen. Es ist nirgendwo nachgewiesen, dass diese Vitamine leistungssteigernd sind. Das sind einfache Vitamin-Tabletten und kein Anabolika oder etwas in diese Richtung. Ich nehme diese Mittel, um gesund zu bleiben, nicht um einen leistungssteigernden Effekt oder größere Muskeln zu erwirken. Zudem konnte ja nicht nachgewiesen werden, dass diese Vitamine die Leistung steigern. Deshalb höre ich auch nur sehr ungern das Wort "Doping", welches durch die Presse geht. Für mich ist das keine Doping-Affäre!
Nichtsdestotrotz enthält das von Ihnen eingenommene Nahrungsergänzungsmittel den verbotenen Stoff Methylhexanamin. Dieser steht auf der Dopingliste. Was würden Sie heute anders machen? Wenn ich in Zukunft Vitamine zu mir nehme, würde ich nicht mehr nur dem Beipackzettel vertrauen, sondern noch zusätzlich eine Meinung eines Arztes oder Experten einholen.
Wie geht es bei RWE weiter? Werden Sie wieder mit dem Team trainieren? Wie waren eigentlich die Reaktionen aus Ihrem Kollegenkreis? Bis dato habe ich die Mannschaft noch nicht gesehen. In dieser Woche steht noch ein Gespräch mit Dr. Uwe Harttgen an, dann werde ich hoffentlich wissen, wie es weiter geht. Ich gehe davon aus, dass ich schon bald wieder mit dem Team die Einheiten absolvieren darf. Viele Mannschaftskollegen haben sich nach meinem Wohl via WhatsApp erkundigt und mir nette Botschaften hinterlassen. Die Jungs leiden ein wenig mit mir. Es ist ja nicht einfach, wenn man topfit ist, aber nicht spielen darf. Das ist für jeden Fußballer eine Scheiß-Situation.
Sie sind in der jüngeren Vergangenheit aufgrund einer schweren Knieverletzung rund ein Jahr lang ausgefallen. Ist es für Sie vielleicht nun einfacher, mit der Pause umzugehen, da Sie in diesem Bereich schon Erfahrung haben? Nein! Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Eine Verletzungspause kann man mit dieser Situation nicht vergleichen. Wenn du verletzt bist, dann geht es einfach nicht. Die bist zur Pause und Reha gezwungen. Jetzt bin ich, wie bereits oben erwähnt, topfit, darf aber nicht spielen. Das ist schon eine harte Situation. Aber ich kann das nicht ändern und muss da jetzt durch. Ich hoffe, dass ich nach der Knieverletzung und dieser Sache jetzt alle Negativ-Erlebnisse für die nächsten Jahre hinter mir habe und ab dem 1. Juli wieder durchstarten kann.
Sie könnten vielleicht doch etwas ändern, wenn Sie das Urteil anfechten würden. Gehen Sie in Berufung? Diese Möglichkeit habe ich mit meinem Anwalt Herrn Lehner und Berater Makram Naceur besprochen und wir sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass das nur wenig Sinn machen würde. So eine Verhandlung würde sich auch wieder zwei, drei Monate ziehen, dann hätten wir schon April, fast Mai. Wir werden nicht in Berufung gehen.
Wie haben Sie eigentlich von dieser positiven Doping-Probe erfahren? Ich war mit meiner Freundin für ein paar Tage in München und dann rief mich am 22. Dezember Dr. Harttgen an und erzählte mir, dass ich in Lotte positiv getestet wurde. Ich konnte nicht fassen, was mir unser Sportvorstand erzählte. Denn ich hatte schon einige Dopingproben und die waren immer negativ. Ich habe ja nichts anderes gemacht als vorher. Der Tag danach war eigentlich noch schlimmer, als in der Presse deutschlandweit mein Name mit Doping in Zusammenhang gebracht wurde. Ich war eine kurze Zeit richtig fertig, aber meine engsten Freunde und die Familie standen hinter mir und ich konnte mich relativ schnell wieder aufrappeln. Ich danke auf diesem Wege meiner Freundin, meiner Familie und auch meinem Berater Makram Naceur. Er hat in dieser schwierigen Zeit sehr viel für mich gemacht und mich ständig aufgebaut. Er war und ist immer für mich da. Dafür danke ich ihm sehr.
Wie haben Sie sich den Januar über fitgehalten? Es war ja klar, dass ich bis zur Verhandlung und dem Urteil nicht mit der Mannschaft trainieren werde. So ist das in einem schwebenden Verfahren. Ich habe mich mit täglichen Läufen und Fitnesseinheiten selbstständig fitgehalten. Aber klar ist auch, dass ich das Mannschaftstraining sehnlichst vermisse und hoffe, dass ich in wenigen Tagen wieder ein festes, aktives Mitglied unserer geilen Truppe bin.
Neben Ihrer Strafe wurde Rot-Weiss Essen auch ein Punkt abgezogen. Kamen Ihnen Gedanken in den Kopf, was denn los wäre, wenn am Ende der Saison dieser Zähler fehlen würde? (lacht) Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Aber wir haben so viele Spiele und in der Vergangenheit haben wir auch schon unnötige Punkte liegenlassen. Da werde ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ich bin mir sicher, dass am Ende der Saison nicht mehr über diesen Punkt aus Lotte gesprochen wird. Ich möchte mich auch noch einmal bei der Mannschaft, dem Verein offiziell für das ganze Theater entschuldigen. Ich danke meinen Teamkollegen, Marc Fascher, Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen und allen voran Dr. Michael Welling für die Unterstützung.
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