Zehn Jahre lang spielte Kevin Grund für Rot-Weiss Essen, ehe er 2021 zum 1. FC Bocholt wechselte. Seit Sommer 2023 steht er beim SV Schermbeck in der Oberliga Westfalen unter Vertrag.
"Wir spielen eine richtig gute Saison und wollen den bisherigen Lauf auch im neuen Jahr bestätigen", erklärt der 36-Jährige, der mit Schermbeck auf Platz zwei rangiert und auf den nächsten Aufstieg - wie schon mit dem 1. FC Bocholt - in die Regionalliga West hoffen darf.
Grund, der 326 Pflichtspiele für seinen Herzensklub von der Hafenstraße absolvierte, ist eine echte RWE-Legende. Nun stellt er sich dem RevierSport-Fragenkatalog und verrät auch, warum er die Hafenstraße nie in Richtung der drei Profiligen verlassen hat.
Meine größte Stärke ist... der technische Fußball. Aber auch sicherlich mein Charakter.
Meine größte Schwäche ist... ich bin manchmal zu lieb im Leben, aber auch im Fußball gewesen.
Bei uns in der Kabine… herrscht immer eine geile Stimmung
Der beste Moment meiner Fußballerkarriere war… die DFB-Pokal-Saison 2020/2021 mit Rot-Weiss Essen. Wir haben Bielefeld, Düsseldorf und Leverkusen ausgeschaltet und sind erst gegen Kiel ausgeschieden. Die Feiern danach waren schon geil und sehr lang. Leider fand das alles zu Zeiten von Corona und ohne Fans statt. Das finde ich bis heute traurig. Das wäre natürlich die Kirsche auf der Torte gewesen. Wenn ich mir nur vorstelle, dass wir vor einer vollen Hafenstraße gespielt hätten - Wahnsinn. Dann hätten wir auch Kiel weggehauen!
Das schönste Tor meiner Karriere war… gegen Gladbach II als ich einen Freistoß aus der Nähe der Eckfahne mit meinem linken Fuß ins rechte lange Eck verwandelte. Aber, klar: Das Freistoß-Tor nach unserem Verwirrspiel gegen Fortuna Düsseldorf II war auch sensationell. Das war im September 2013 - lange her. Das wurde ja bei Youtube mittlerweile über 15 Millionen Mal geklickt. Wir haben das nochmal gegen Viktoria Köln versucht und es hat leider nicht geklappt. Ein gewisser Raphael Koczor hat den Ball super gehalten - der Sack (lacht).
Mein bester Mitspieler war... Caiuby in meiner Duisburger Zeit. Der war schon krass. Aber natürlich muss ich hier auch meinen Freund Marcel Platzek nennen. Das Problem ist nur, dass Platzo "nur" Tore schießen kann, aber fußballerisch limitiert ist (lacht).
Mein bester Trainer war... ich hatte viele gute Trainer in der Karriere. Aber Waldemar Wrobel hat mich nach Essen geholt und war mein erster RWE-Trainer. Er bleibt mir in guter Erinnerung. Ich nenne aber an dieser Stelle gerne auch Jan Siewert - menschlich und fachlich einfach top. Auch Christian Titz war fachlich überragend. Es ist schwer, sich hier auf einen festzulegen. Ich hatte ja bei RWE gefühlt 50 Trainer (lacht).
Mein schlechtester Trainer war... hier möchte ich keinen nennen. Aber wenn jemand denkt, dass es Marc Fascher war, dann liegt derjenige falsch. Klar: Unter Fascher habe ich kaum gespielt. Das war meine schlechteste RWE-Saison. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Fascher menschlich korrekt war. Er konnte alle seine Entscheidungen gut erläutern. Und: Er hat den Laden zusammengehalten und eine echte Einheit geformt, die zum Winter auf Platz eins lag.
Als ich ein kleiner Junge war, war mein Vorbild... Ronaldinho. Danach kam Messi. Das sind meiner Meinung nach, in meiner Generation, die besten Fußballer gewesen.
Ich bin kein Fußballprofi geworden, weil… letztendlich war ich ja Profi bei Rot-Weiss Essen. Aber es war eben nur die Regionalliga. Dreimal habe ich auch für den MSV Duisburg in der 2. Bundesliga gespielt. Ich hätte sicherlich höher spielen können. Ich war aber immer sehr bequem und ich wollte immer bei meiner Familie bleiben. Ich bin kein Weltenbummler sondern sehr heimatverbunden. Rot-Weiss Essen war und ist meine Heimat. Kurzum: Ich bin kein Profi in den ersten drei Ligen geworden, weil ich nie aus meiner Komfortzone herauskommen wollte. Das würde ich aber auch mit dem heutigen Wissen nicht ändern wollen.
Das Beste am Ruhrgebiet ist… das Stadion an der Hafenstraße. Und natürlich diese ganze Ruhrpott-Kultur, samt der Leute, die ehrlich und direkt sind. Das mag ich am Pott.
Entweder, oder?
Dortmund oder Schalke? Rot-Weiss Essen.
Bier oder Wasser? Wasser.
Club oder Kneipe? Nichts davon.
Natur- oder Kunstrasen? Naturrasen.
Kämpfer oder Künstler? Künstler.
Kino oder Netflix? Netflix.
Fußball im TV oder Stadion? Im Stadion.
Zum Abschluss noch ein paar Fragen:
Mit wem möchten Sie gerne mal ein Wasser trinken gehen? Messi! Die Unterhaltung wäre schwierig, weil mein Englisch überschaubar ist. Aber ich würde schon versuchen ihn zu fragen, was er alles dafür getan hat, um so gut und so lange auf diesem Niveau zu spielen. Und einfach, wie so sein Leben, sein Alltag aussieht. Das würde mich interessieren.
Bei welchem Verein erlebten Sie die krasseste Mannschaftsfahrt – und warum?
Da war ich mir treu - fast bis zum Ende. Denn ich habe immer gesagt, dass ich nur auf Mallorca zaubern werde, wenn uns der Aufstieg mit Rot-Weiss Essen gelingt. Das war leider nie der Fall. Ich kam ja erst im Sommer nach dem Aufstieg aus der NRW-Liga. Deshalb war meine einzige Mannschaftsfahrt, dafür aber eine sehr geile, mit dem 1. FC Bocholt. Wir waren nach dem Aufstieg in die Regionalliga mit 35 Mann vor Ort. Bis auf einen japanischen Mitspieler, der in die Heimat fliegen musste, waren wirklich alle dabei. Das hat noch einmal diesen unfassbaren Zusammenhalt unterstrichen. Das waren tolle Tage. Und da habe ich das Wasser auch mal stehen lassen und ein paar Radler getrunken. Aber so voll wie einige Jungs war ich natürlich nicht (lacht).
Worüber können Sie lachen?
Definitiv über mich selbst. Und ich lache sehr viel über "Platzo", mit dem ich jeden Tag telefoniere. Er ist der Erste, der mich morgens schon anruft.
Mein bester Urlaub war?
Die ganzen Familienurlaube in Österreich - sowohl im Winter als auch im Sommer. Das sind immer wunderschöne Tage, auf die wir uns das ganze Jahr über freuen.
Was ist für Sie unverzichtbar?
Familie und Fußball.
Welche Musik hören Sie gerne und was läuft in der Kabine?
Ich höre alles. Und seit "Platzo" da ist, läuft nur Schlager in der Kabine.
Wenn Sie noch einmal neu beginnen könnten, was würden Sie in Ihrem Leben anders machen?
Ich würde alles genau so machen - bis auf die Schule. Da würde ich mich mehr anstrengen.