Pokalspiele sind eher für spannende Kämpfe und Elfmeterschießen berüchtigt. Bei diesem Stereotyp tanzte das Niederrheinpokal-Achtenfinale zwischen Rot-Weiß Oberhausen und SC Düsseldorf-West komplett aus der Reihe. Unterhaltsam war es aber trotzdem: Mit 4:0 führte RWO vor heimischer Kulisse, das Endresultat erinnert mit 9:3 eher an ein Ergebnis in der Kreisliga. Nach der Pause erreichte das muntere Scheibenschießen den Höhepunkt: Vier Mal in fünf Minuten landete die Kugel im Netz beider Torhüter. Im Viertelfinale wartet der KFC Uerdingen auf Rot-Weiß.
"So sieht das aus, wenn ein Regionalligist gegen einen Oberligisten ernst macht", fasste Gäste-Trainer Marcus John zusammen. Einen allzu enttäuschten Eindruck machte der 43-jährige nach Abpfiff nicht. Das mag vielerlei Gründe zu haben. Einerseits "war die Partie eigentlich schon nach zehn Minuten verloren", sagte er - und hat Recht. Denn die frühen Treffer durch Tim Hermes (5.) und Philipp Gödde (8.) machten das gesamte Konzept der Weststädter zunichte. "Unser Plan war, lange die 'Null' zu halten." Außerdem könnte Johns Gefasstheit damit zusammenhängen, dass sein Team "gar nicht so schlecht gespielt hat - so blöd es sich auch anhört. Wenn man in Oberhausen drei Tore macht, muss das eigentlich für eine knappe Niederlage reichen."
Gegen die kaltschnäuzige, hungrige RWO-Offensive hätten aber auch einige Tore mehr nichts ausrichten können. Die Angriffsreihe um Philipp Gödde, der mit einem Viererpack (8., 33., 43., 48.) begeisterte, und die Doppelpacker Marvin Lorch (57., 58.), sowie Tarik Kurt (50., 75.) brannte ein Feuerwehr im gegnerischen Sechszehner ab.
Rund zehn Chancen boten sich den Oberhausenern, neun davon nutzten sie. "Wir haben die Tore gnadenlos gemacht", freute sich RWO-Trainer Mike Terranova nach Abpfiff. "Das auch noch zum richtigen Zeitpunkt." Drei Gegentreffer seien zwar "scheiße, aber das ist Meckern auf höchstem Niveau." Im Pokal zähle nur das weiterkommen. Besonders mit Spielern wie Aloy Iheanacho oder Marvin Lorch, die im Ligabetrieb eher zweite Wahl sind, zeigte sich der 40-jährige äußert zufrieden. "Die Jungs haben sich aufgedrängt und gezeigt, was sie können."
So prächtig die Stimmung auf Seiten der Kleeblätter über die beinahe gesamte Spieldauer auch war - in der 40. Minute zuckte das Niederrheinstadion kurz zusammen. Führungstorschütze Tim Hermes musste leicht humpelnd vom Feld. "Wahrscheinlich nur eine Zerrung", relativierte Terranova nach der Partie. "Aber wer weiß, bei unserem momentanen Glück."
Apropos Glück: Davon hatte der Beauftragte für die Anzeigetafel einiges. Um ein Haar hätten die Kleeblätter ihre Toranzahl am Ende noch in den zweistelligen Bereich ausgebaut. Auf solch ein spektakuläres Ergebnis wäre die Tafel jedoch nicht vorbereitet gewesen. Das gilt aber wohl für jeden, der an diesem Mittwochabend im Niederrheinstadion zugegen war.