Das Reizvolle an Pokalspielen ist oft, dass sich der Underdog lange gegen den auf dem Papier schier übermächtigen Kontrahenten zur Wehr setzt. Genau dies war in einem Hammer Derby der 3. Runde des Kreispokals zwischen dem SVF Herringen und der Hammer SpVg zu besichtigen.
Die HSV, bis auf wenige Positionen mit den „üblichen Verdächtigen“ in der Anfangself angetreten, legte direkt nach dem Anpfiff den Vorwärtsgang ein. Als Hüseyin Kücük schon in der fünften Minute den Führungstreffer für den Favoriten erzielte, schien an der Schachtstraße alles den erwarteten Gang zu gehen. Doch die Bezirksliga-Kicker aus Herringen zeigten Kampfgeist, hielten in den Zweikämpfen dagegen und wurden – vorwiegend nach Standardsituationen – immer wieder selbst gefährlich.
SVF Herringen: Olbrich – Hulboj, Paracz, Köhnke – Laux, Usta, Markhoff, Kola – Uzungelis – Manka, Doumbia Hammer SpVg: Nowak, Blesz, Thiele, S. Dyballa (60. Ernst), Kaminski – Kücük, M. Dyballa – Fiore, Backszat, Schiller (63. Aktas) – Lanzendörfer Tore: 0:1 Kücük (5.), 1:1 Uzungelis (13.), 1:2 Kaminski (70.), 1:3 Aktas (72.) Schiedsrichter: Perschke (Hamm)
Insofern war der Ausgleichstreffer durch Irfan Uzungelis in seiner Entstehung zwar etwas kurios, aber nicht unverdient: Der 23-Jährige brachte einen Freistoß aus etwa 30 Metern herein, der Ball wurde immer länger und senkte sich schließlich an HSV-Keeper Dominique Nowak vorbei ins lange Eck. In der Folgezeit machte sich zwar die Überlegenheit der Hammer in punkto Technik und Schnelligkeit bemerkbar, doch auch die Herringer kamen weiter zu Chancen, wie etwa Modibo Doumbia (20.).
Mit 1:1 ging es in die Pause. Nach dem Seitenwechsel veränderte sich das Bild zumindest auf Seiten des NRW-Liga-Absteigers kaum. Nach wie vor lief der Ball gut durch die eigenen Reihen, aber zwingende Torchancen gab es zu selten. Bis zur 70. Minute dauerte es, ehe Abwehrspieler Michael Kaminski nach einem Eckball per Kopf für die erneute Führung sorgte. Wenig später stellte der eingewechselte Semih Aktas mit einem Schlenzer den 3:1-Endstand her.
„Wir haben arrogant gespielt"
HSV-Trainer Holger Wortmann war nach dem Abpfiff dennoch verärgert über die wenig energische Spielweise seiner Truppe: „Wir haben arrogant gespielt, wie eine Primadonnenmannschaft. Deswegen bin ich in der Halbzeit auch laut geworden.“ Etwas Positives konnte er der Begegnung dann aber doch abgewinnen. „Wichtig war, dass sich niemand verletzt hat und wir mit elf Mann zuende spielen konnten. Das ist bei uns in Pokalspielen ja nicht selbstverständlich“, witzelte der 43-Jährige mit Blick auf die beiden Platzverweise von Semih Aktas gegen Weddinghofen und in Gievenbeck.
Wortmanns Herringer Pendant Ralf Oberdiek war trotz des Ausscheidens aus dem Kreispokal-Wettbewerb nicht völlig unzufrieden mit dem Auftritt seiner Jungs: „Bis zur 70. Minute sah das gut aus. Man darf ja nicht vergessen, gegen wen wir hier gespielt haben: Das ist die Hammer SpVg.“
Daher stand für den Coach „der Lerneffekt für meine junge Mannschaft“ im Vordergrund. Gewisse Defizite bleiben dennoch hängen: In der zweiten Hälfte blieb Oberdieks Team praktisch ohne echte Torchance. „Mir fehlt da vorne einfach ein zweiter Stürmer, der richtig Druck machen kann“, wusste der SVF-Übungsleiter. Glück nur, dass seine Mannen nicht jede Woche auf eine zwei Klassen höher angesiedelte Equipe treffen.