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Der Russe geht

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EM-Kommentar: Der Russe geht
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Russland ist bereits nach der Vorrunde aus der EM ausgeschieden. Ein Kommentar.

Da wird manchem französischen Sicherheits-Verantwortlichen aber ein Stein vom Herzen gefallen sein. Die Russen sind draußen, und mit der Mannschaft auch jene prügelnden Anhänger, die vom ersten Tag ein schlechtes Licht auf die EURO warfen. Gewiss hat es gefühlt schon immer bei großen Turnieren diese enthemmten Horden gegeben. Aber ein Novum ist wirklich, dass ihre Untaten später auch noch von offizieller Seite begrüßt werden als „Kampf für die russische Ehre“ und anderem wirren Zeug. Das allein rechtfertigt die Drohung mit dem Ausschluss von der EURO, dem allerdings eine aus der Zeit gefallene Mannschaft mit einer bodenlosen Leistung zuvorgekommen ist. Bei der Sbornaja hätte nur noch ein Libero gefehlt, dann wäre diese Alt-Herren-Truppe mit dem Wanderdünen-Tempo Kandidat für jeden Nostalgie-Weltrekord.

Und trotzdem bleiben ungute Gefühle. Wie nie in den letzten Jahrzehnten stehen die Russen am Welt-Pranger. Hooligans fallen auch aus Deutschland, England, Polen, Ungarn oder Kroatien provozierend in andere Länder ein. Das Doping-Problem ist weltweit ungelöst, aber die russischen Leichtathleten werden in einer kollektiven Art des „Mitgefangen, Mitgehangen“ von Olympia ausgeschlossen. In Politik, Wirtschaft und Sport folgt eine „Strafmaßnahme“ der nächsten. Man erinnert sich dabei an fatale Zeiten, als die Angst geschürt wurde mit dem Slogan: „Der Russe kommt“.

In dem Riesenreich ist wirklich vieles im Argen und auch kritikwürdig. Aber so einfach, nämlich ihnen alles in die Schuhe zu schieben, geht es nicht. Gerade in Deutschland sollte man sich ab und an daran erinnern, wer 1942 wen überfallen hat. Wer wen als „Untermenschen“ titulierte und millionenfach abschlachtete.

In zwei Jahren findet die WM in Russland statt. Abgesehen von dem drohenden sportlichen Debakel müssen die Russen auch fürchten, dass demnächst die ersten Boykott-Ideen auf den Tisch kommen. Während vergleichsweise wenig Protest aufflammt gegen die Vergabe der Weltmeisterschaft an das islamisch-faschistische Katar, dürfte der Austragungsort 2018 schon nach Beendigung des laufenden Wettbewerbs in den Fokus geraten. Eitle Fußball-Funktionäre haben aber in dem den Weltfrieden bedrohenden Konflikt gerade noch gefehlt. Russland darf nicht zum Ausgestoßenen werden. „Der Russe kommt“ war Blödsinn. „Der Russe geht“, darf einfach nicht sein.

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