Nach Bochum, Berlin und Bremen soll nun Bayern folgen: Favoritenschreck FC St. Pauli will auch im Halbfinale des DFB-Pokals seinem Namen alle Ehre machen. Heute (20.30 Uhr/live in der ARD) empfängt der Kiez-Club den Rekordpokalsieger und hofft auf ein Einsehen des Wettergottes. "Wenn es regnet, wird es am Millerntor keinen Grashalm mehr geben", erklärte St. Paulis Sportdirektor Holger Stanislawski und spielte damit auf die größte Sorge der Süddeutschen an. Die Prognosen verheißen "immer wieder Schauer in der Region Hamburg" und damit nichts Gutes für die Gäste.
Magath lässt auf Nebenplatz trainieren
So stand das Training in München seit Sonntag unter dem Motto Umgewöhnung. "Wir haben uns schon mal darauf eingestimmt, dass wir am Millerntor wahrscheinlich etwas schlechtere Verhältnisse haben, und deshalb auf einem Nebenplatz trainiert", sagte Trainer Felix Magath. Als warnendes Beispiel gilt den Bayern Bundesligakonkurrent Werder Bremen, der im Viertelfinale Ende Januar bei fast irregulären Bodenverhältnissen gegen den Regionalligisten ausschied.
Von den Spielen auf schneebedecktem und teilweise vereistem Rasen Anfang des Jahres hat sich der Platz auf dem Hamburger Heiligengeistfeld bis heute nicht erholt. "Er wurde notdürftig präpariert, aber da war nicht mehr viel zu retten", erklärte Stanislawski. Schon zu gemeinsamen Bundesliga-Zeiten war St. Paulis Heimstatt bei den Bayern als "Rübenacker" verschrien. Im derzeitigen Zustand dürfte der Boden bei Regen kräftig aufweichen und nur schwer bespielbar sein. "Wenn es schön schlammig wird, könnten wir wieder ein Wunder schaffen", hofft Mittelfeldspieler Fabian Boll.
Auf "Klassenkampf" folgt Dankbarkeit
Gewarnt ist der Titelverteidiger allemal. Schließlich schaltete der Außenseiter aus der dritten Liga im laufenden Wettbewerb schon den potentiellen Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum sowie die Europacup-Anwärter Hertha BSC Berlin und Bremen aus. Und dass auch die Bayern zu schlagen sind, weiß man auf St. Pauli spätestens seit jenem legendären 2:1-Sieg im letzten Pflichtspielvergleich am 6. Februar 2002, als der "Weltpokalsiegerbesieger" geboren wurde.
Damals wurde das Duell des notorisch klammen Kiezklubs gegen den millionenschweren Rekordmeister zum "Klassenkampf" hochstilisiert und Bayern-Manager Uli Hoeneß verächtlich mit Geldstücken beworfen. Doch spätestens seit die Münchner im Sommer 2003 mit einem Benefizspiel den finanziellen Überlebenskampf der Paulianer unterstützten, hat sich das Image vom "Klub der Geldsäcke" gewandelt. "Die Leute hier sind Herrn Hoeneß und dem FC Bayern dafür ewig dankbar", sagt St. Paulis Präsident Corny Littmann.
Ballack, Lucio und Pizarro fit
Weitere Aufbauhilfe wollen die Bayern aber nicht leisten, sondern den aufmüpfigen Pokal-Schreck endlich in die Schranken weisen, um selbst zum 15. Mal in der Vereinsgeschichte das Cupfinale zu erreichen. Doch Magath warnt: "St. Pauli spielt zwar in der Regionalliga, aber es ist nicht so, dass da nur Studenten in der Mannschaft stehen."
Der Bayern-Coach hat drei seiner wichtigsten Stars in Hamburg wieder dabei: Der zuletzt angeschlagene Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack ist Magaths Aussagen zufolge ebenso wieder fit, wie Abwehr-Ass Lucio und Stürmer Claudio Pizarro.