Eigentlich sollte bei den beiden DFB-Pokalfinalisten Werder Bremen und Alemannia Aachen vor dem Endspiel im Berliner Olympiastadion heute ab 20.00 Uhr beste Stimmung herrschen. Doch beeinträchtigen einige Störfeuer die Konzentration in beiden Lagern. Beim Meister Bremen sorgt nach wie vor der nur notdürftig beigelegte Prämienstreit für Unruhe, in Aachen gibt es derweil ein handfestes Kompetenzgerangel.
Die Trennung von Kapitän Karlheinz Pflipsen zum Saisonende, für die sich Trainer Jörg Berger stark gemacht hatte, ist noch längst nicht beschlossene Sache. "Normalerweise mische ich mich nicht in sportliche Angelegenheiten ein. Aber ob Pflipsen bleibt oder nicht, wird das Präsidium mit unserem Sportdirektor Jörg Schmadtke neu diskutieren", sagte Alemannia-Präsident Horst Heinrich.
"Wir sollten uns dieses große Fest nicht kaputt machen"
Eine Ohrfeige für den Coach, der zu den Äußerungen seines Vorgesetzten nicht direkt Stellung nehmen wollte: "Ich richte meine Konzentration auf das Finale." Sportdirektor Schmadtke sprach dem Vorstand das Recht zu, "diese Personalie neu zu diskutieren". Hintergrund könnte sein, dass sich nach dieser Saison hartnäckig Gerüchte um einen Abgang von Berger halten. Schmadtke beschwor aber Ruhe vor dem Finale: "Wir sollten diese Saison vernünftig zu Ende bringen und uns nicht dieses große Fest in Berlin kaputt machen."
Wer im seit Monaten ausverkauften Olympiastadion das Fest als Sieger beendet, sollte nach Meinung von Bremens Trainer Thomas Schaaf unstrittig sein. "Immer wenn es darauf ankam, war die Mannschaft voll da. Nach den Meisterfeiern haben wir von Tag zu Tag mehr Ordnung in unseren Arbeitsalltag bekommen", sagte der Meistercoach, der nach Tagen der Ungewissheit nun doch auf seine Abwehrstützen Valerien Ismael und Mladen Krstajic zurückgreifen kann.
In Bremen herrscht wieder mehr Ordnung
Das Zwischentief nach dem Titeltriumph mit zwei Punktspielniederlagen zum Saisonabschluss glaubt der 43-Jährige überwunden: "Was nach dem Spiel in München über uns hereingebrochen ist, musste man erst einmal verarbeiten. Die Jubelstimmung ist nicht weg, aber sie läuft geordneter ab." Die Prämiendiskussion zu Wochenbeginn sei, so Schaaf, "nicht so schön und sicher störend" gewesen.
Werder-Sportdirektor Klaus Allofs konnte dem Hick-Hack sogar etwas Positives abgewinnen: "Es war eine turbulente Woche, aber die Diskussion war wichtig und musste geführt werden. Eine positive Aggressivität ist ja für ein Endspiel vielleicht gar nicht so schlecht."
Keine Debatten gab es um die Siegprämie der Hanseaten im Pokalendspiel, jeder Akteur kann mit 25.000 Euro rechnen. Dem scheidenden Werder-Torjäger Ailton ist schon vor der Partie eine Ehrung sicher: Der Brasilianer, der 28 Tore zum Titelgewinn der Norddeutschen beisteuerte, wird als Bundesliga-Torschützenkönig mit dem goldenen Ball ausgezeichnet.
Pflipsen blättert in den Geschichtsbüchern
Nur wenn die knapp am Bundesliga-Aufstieg gescheiterten Westdeutschen den Südamerikaner ausschalten können, könnte der dritte Pokaltriumph eines unterklassigen Klubs nach Kickers Offenbach (1970) und Hannover 96 (1992) Wirklichkeit werden. Zu was die Alemannia zumindest auf dem heimischen Tivoli im Stande ist, mussten auf dem Weg ins Endspiel gleich drei Erstligisten (1860 München, Bayern München und Borussia Mönchengladbach) auf schmerzvolle Weise erfahren.
Eine unangenehme Endspielniederlage musste auch Ex-Nationalspieler Pflipsen vor zwölf Jahren im Trikot von Borussia Mönchengladbach gegen den damaligen Zweitligisten Hannover einstecken. "Damals waren wir der Favorit und sind gestrauchelt, das kann auch Werder passieren", glaubt Pflipsen. Bremens Kapitän Frank Baumann ist heiß auf das "Double": "Damit könnten wir etwas für Bremen Einmaliges schaffen".