Es war ein ganz besonderes DFB-Pokal-Halbfinale: Erstmals seit 23 Jahren standen sich in der Runde der letzten Vier wieder ein Dritt- und ein Zweitligist gegenüber. Damals setzte sich der drittklassige 1. FC Union Berlin im Elfmeterschießen mit 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach durch. Im Ludwigsparkstadion ging es für den 1. FC Saarbrücken darum, den Lauf mit Siegen über Karlsruhe (2:1) Bayern (2:1), Frankfurt (2:0) und Gladbach (2:1) zu vergolden. Gegen den 1. FC Kaiserslautern - der zuvor Rot-Weiß Koblenz (5:0), den 1. FC Köln (3:2), Nürnberg (2:0) und die Hertha (3:1) schlagen konnte - endete die Reise allerdings einen Schritt vor dem ersten Finale der Vereinsgeschichte.
Auf den Rängen veranstalteten die Fans beider Teams in diesem so wichtigen Derby wortwörtlich ein Feuerwerk, auf dem Rasen ging es dagegen zunächst verhalten zu. Bis auf einen Abschluss aus kurzer Distanz von Amine Naifi, den der Saarbrücker, der ohnehin im Abseits gestanden hatte, am Tor vorbei setzte (11.), tat sich vor den beiden Toren herzlich wenig. Beide Teams waren besonders auf Fehlervermeidung aus.
Die erste echte Chance gab es dann kurz vor der Pause für die Gastgeber, als Marcel Gaus einen Freistoß auf den Kopf von Kai Brünker brachte (42.). Der Held aus dem Halbfinale nickte jedoch aus aussichtsreicher Position vorbei, weshalb es torlos in die Kabinen ging.
Schreiber beschenkt Kaiserslautern
Im zweiten Durchgang näherte sich Lauterns Filip Kaloc mal an, blieb aber harmlos (48.). Kurz darauf klingelte es dann doch im Saarbrücker Kasten: Nach einer Flanke von Almamy Toure köpfte Marlon Ritter eigentlich ungefährlich auf das Tor von Tim Schreiber. Die Leihgabe von RB Leipzig machte allerdings eine unglückliche Figur und ließ den überraschend flach auftippenden Ball durch die Beine in den Kasten springen (53.).
Der Drittligist war nun gefordert. Trotz eines durchaus bemühten Auftritts gelangen aber keine wirklich gefährlichen Abschlüsse in Richtung von FCK-Keeper Himmelmann. Bei den Gästen war es dann ausgerechnet Toure, zuvor ohne Einsatz unter Friedhelm Funkel, der nach seinem Assists auch noch selbst traf. Der Außenverteidiger nickte eine Freistoß-Flanke von Tymoteusz Puchacz zur Vorentscheidung ein (75.).
Kaiserslautern: Himmelmann - Toure, Elvedi, Tomiak, Puchacz - Kaloc, Niehues, J. Zimmer (78. Ronstadt), Ritter, Redondo (31. Opoku) - Hanslik (68. Stojilkovic)
Schiedsrichter: Marco Fritz
Tore: 0:1 Ritter (53.), 0:2 Toure (75.)
Gelbe Karten: Sontheimer, Gaus, Zeitz, Brünker, Stehle, Uaferro / Tomiak, Niehues, Toure
Zuschauer: 15.903 (ausverkauft)
Aufgeben wollte sich der FCS aber noch nicht - warum auch. Brünker trat noch einmal in Erscheinung, setzte seinen Schuss aus zentraler Position aber über das Tor (80.). Saarbrückens Keeper Schreiber durfte sich im Anschluss auch noch auszeichnen und parierte einen gefährlichen Abschluss von Filip Stojilkovic (82.).
Kaiserslautern erstmals seit 2003 im Pokalfinale
Eine Antwort auf seinen Patzer und den zweiten Treffer von Toure fanden seine Teamkollegen jedoch nicht mehr. Kaiserslautern brachte die Führung über die Zeit und feierte den Einzug in das Finale des DFB-Pokals.
Während das Saarbrücker Märchen ein vorzeitiges Ende findet, steht der Pokalsieger von 1996 erstmals seit 21 Jahren wieder im Endspiel in Berlin. Am 25. Mai trifft der Zweitligist - der erste seit dem MSV Duisburg vor 13 Jahren - im Finale auf den Gewinner aus dem zweiten Halbfinale zwischen Bayer Leverkusen und Fortuna Düsseldorf. Am Mittwochabend (20.45 Uhr) kommt es zum NRW-Duell.