Trotz der zwei deftigen Niederlagen gegen Nürnberg in der Liga mit 0:3 und 1:4 sieht Veh seine Mannschaft im mit 74.349 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion als Favorit. "Alles andere würde mir doch niemand abnehmen", meinte der 46-Jährige, der in der Bundeshauptstadt auf seinen grauen Meister-Anzug verzichten wird: "Im Pokal habe ich keine Rituale. Aber das ist ja auch wieder ein Ritual."
Timo Hildebrand (Foto: firo).
Eine Statistik spricht für den VfB: Seit 2003 holte der Meister auch den Pokal (dreimal Bayern München, einmal Werder Bremen). Die Chance, dass Bundestrainer Joachim Löw, der vor zehn Jahren den VfB als Coach zum dritten und bislang letzten Cup-Gewinn geführt hatte, die Trophäe an Kapitän Fernando Meira übergibt, ist gut - zumal Top-Torjäger Mario Gomez nach zweimonatiger Verletzungspause und zwei Kurzeinsätzen möglicherweise erstmals wieder von Beginn an auflaufen wird.
Besonders motiviert ist Timo Hildebrand, für den das Finale das letzte Spiel für die Schwaben sein wird. "Jetzt noch den Pott zu holen, wäre das Sahnehäubchen", sagte der Nationaltorwart. Eine außergewöhnliche Partie wird das Endspiel auch für seinen Kontrahenten Raphael Schäfer, der in der kommenden Saison Hildebrands Nachfolge im VfB-Tor antreten wird. "Aber vorher möchte ich mich mit dem Pokal aus Nürnberg verabschieden", stellte Schäfer unmissverständlich klar.
Raphael Schäfer (Foto: firo).
Ob Schäfer bei der Entscheidung noch zwischen den Pfosten stehen wird, ist aber unklar. Sollte es zu einem Elfmeterschießen kommen, könnte Trainer Hans Meyer erneut auf Daniel Klewer setzen. Der Ersatzkeeper rettete den "Club" als Elfmeter-Killer sowohl im Achtelfinale gegen die SpVgg Unterhaching als auch im Viertelfinale gegen Hannover 96, wo er nach der Verlängerung extra eingewechselt worden war, vor dem vorzeitigen Aus.
Meyer würde die Entscheidung ohnehin lieber in der regulären Spielzeit erzwingen. "Ich habe vier Spieler, bei denen ich nicht weiß, ob sie 120 Minuten durchhalten", erklärte der 64-Jährige und fügte süffisant hinzu: "Ein Finale ist nicht da, um zu taktieren - man will gewinnen."
Ausgerechnet "Phantom" Marek Mintal ist für den Club, der schon für den UEFA-Cup qualifiziert ist, der große Hoffnungsträger auf den ersten Titel nach der Meisterschaft 1968. Nach 21-monatiger Leidenszeit traf der Torschützenkönig der Saison 2004/05 am letzten Spieltag beim 3:0 bei Hannover 96 und könnte im ersten Finale seit dem 2:4 vor 25 Jahren gegen Bayern München zur Trumpfkarte werden. "Seine Rückkehr ist wie ein Märchen, aber man sollte die Erwartungen jetzt nicht ins Uferlose treiben", erklärte Meyer, der auch auf Robert Vittek und Jaouhar Mnari zurückgreifen kann. Beide bestanden am Donnerstag im Training einen Belastungstest und stehen zur Verfügung. Meyer selbst könnte heute deutsche Fußball-Geschichte schreiben und als erster Trainer neben dem Cup der ehemaligen DDR auch den DFB-Pokal gewinnen. "Aber", sagte Meyer und nahm sich ganz zurück, "das ist eines dieser Nebengeräusche, die völlig unwichtig sind."