"Da sollte schon ein Sieg her", sagt Präsident Franz Beckenbauer. Und Manager Uli Hoeneß stellt unmissverständlich fest: "Es darf und wird nicht schief gehen." Jürgen Klinsmann wirkt trotz der angespannten Lage vor dem so wichtigen Spiel recht gelassen. "Die Kritik ist ganz normal, wenn man beim FC Bayern mal ein Spiel verliert. Aber wir haben die Ruhe", sagt der Coach. Die Begegnung mit dem französischen Serien-Meister komme "gerade richtig", meint Klinsmann. Bei seiner Mannschaft haben die jüngsten Pleiten dagegen Spuren hinterlassen, Ratlosigkeit und Verzweiflung machen sich breit an der Säbener Straße. "Ich weiß nicht, was los ist", sagt Dribbelkünstler Franck Ribery. Und Stürmer Miroslav Klose meint: "Wir befinden uns in einer schwierigen Phase. Wir haben 20 Spieler im Kader, aber keine Stammelf." Harsche Kritik an Klinsmanns heftiger Rotation.
Der hofft mit seinen Vorgesetzten darauf, dass die Mannschaft gegen Lyon ihr "wahres Gesicht" zeigen wird. "Gegen Lyon können wir uns international bewähren, um den Rhythmus zu finden, den wir auch in der Liga brauchen. Ich hoffe aber nicht, dass wir in diesem Jahr zwei Gesichter zeigen werden - ein gutes in der Champions League und ein nicht so gutes in der Bundesliga", sagt Hoeneß. Beckenbauer ergänzt in der Bild-Zeitung: "Zu oft sollte Bayern jetzt nicht mehr verlieren. Ich hoffe, dass die Stolperstart-Phase endet. Mit sechs Punkten wäre fast die halbe Miete eingefahren." Wie schon beim bislang letzten Triumph in der "Königsklasse" 2001 soll die Partie gegen Olympique eine Trendwende bringen. Damals unterlag der FC Bayern zwar 0:3 in Lyon - doch nach Beckenbauers mittlerweile legendären Bankettrede gewann die Mannschaft die sechs folgenden Spiele inklusive des Finales.
Diesmal ruhen die Hoffnungen vor allem auf Ribery. "In meiner Heimat werden alle Augen auf mich gerichtet sein. Ich kann es kaum erwarten", sagt der französische Nationalspieler, der erstmals nach seiner Verletzung von Beginn an auflaufen soll. Doch Ribery betont: "Allein kann ich nichts tun. Wenn wir spielen wie in Hannover, haben wir keine Chance."
Das weiß auch Klinsmann. Mit einer deftigen Ansprache hat er am Sonntag versucht, sein Team wachzurütteln. Zudem warnte er vor dem Gegner: "Lyon ist eine Messlatte, die nicht einfach zu nehmen ist. Wir müssen auf der Hut sein und dürfen keine Chancen zulassen."
Die Spieler geloben Besserung, allen voran Stürmer Luca Toni. "Wir müssen besser werden, den nötigen Hunger und Biss an den Tag legen. Wir müssen Einigkeit beweisen, spielen wie die Löwen - und gewinnen", sagte er der Münchner tz. Hoeneß glaubt an die Krisentruppe: "Ich bin überzeugt davon, dass wir ein gutes Spiel machen werden", sagt er - obwohl Klinsmann erneut rotieren lassen wird. Ribery kommt wohl rein, die in Hannover noch geschonten Brasilianer Lucio und Ze Roberto ebenfalls. Massimo Oddo wird in der Viererkette vermutlich den verletzten Christian Lell ersetzen, Bastian Schweinsteiger für Jose Sosa spielen.
Sollte das alles nicht für den ersehnten zweiten Sieg nach dem 1:0 zum Auftakt bei Steaua Bukarest reichen, hat Kapitän Mark van Bommel ein ganz besonderes, nicht ganz ernst gemeintes Geheimrezept parat: "Vielleicht versuchen wir es mit zwei Mannschaften."