Die kürzlich verstorbene Vereinslegende George Best dient Manchester United vor dem entscheidenden Gruppenspiel in der Champions League als Inspiration. 1966 ging der Stern des einstigen Stürmerstars beim spektakulären 5:1 Manchesters bei Benfica Lissabon auf, ausgerechnet knapp zwei Wochen nach seinem Tod spielt "ManU" erstmals seit jener legendären Partie wieder im Estadio da Luz. "Ich will, dass wir in Lissabon eine Leistung bringen, auf die George stolz wäre", betonte Teammanager Alex Ferguson vor der entscheidenden Gruppenpartie der Champions League am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr/live bei Premiere).
Einen Sieg oder ein Remis und Schützenhilfe vom FC Villarreal gegen den OSC Lille brauchen die seit drei Partien in der europäischen Königsklasse torlosen Engländer, um zum zehnten Mal in Folge die K.o.-Phase zu erreichen. Und nachdem die drei Premier-League-Rivalen Chelsea, Arsenal und Liverpool schon vor dem letzten Spieltag die Qualifikation für das Achtelfinale sicher hatten, droht Manchester im Falle eines Scheiterns neben Einnahme-Verlusten von 22 Millionen Euro auch ein großer Image-Schaden.
Erinnerungen an große "ManU"-Tage
Da kommt Benfica gerade recht. Denn die Portugiesen spielten im sportlichen Leben von Best, dessen Tod rund um das Old Trafford in den letzten Tagen das bestimmende Thema war, eine entscheidende Rolle. "George hat seinen Ruf gegen Benfica begründet. Diesen Ruf wollen wir am Mittwoch aufleben lassen", verkündete Ferguson.
Man schrieb den 9. März 1966, als der gerade 19 Jahre alte Best im Viertelfinal-Rückspiel des Landesmeister-Cups mit zwei Toren in den ersten zwölf Minuten die Basis für die erste Heimpleite von Benfica nach 19 Europapokal-Spielen legte. Von den britischen Medien wurde er danach zum "fünften Beatle" ernannt. Mit einem sensationellen Tor im Finale 1968 in Wembley gegen den gleichen Klub (4:1 nach Verlängerung) führte "Georgie" Manchester als ersten englischen Klub zum Gewinn des Landesmeister-Cups und wurde endgültig zur Legende.
Eine besondere Partie ist die Begegnung bei Benfica auch für zwei weitere "ManU"-Stars. Cristiano Ronaldo ist als früherer Spieler von Sporting Lissabon ebenso motiviert wie Wayne Rooney. Dessen Aufstieg zum EM-Star stoppte am 24. Juni ein Mittelfußbruch im Estadio da Luz. England verlor das anschließende Viertelfinale gegen die Portugiesen.
Deutsche Teilnehmer unter Zugzwang
Doch auch Benfica will bei der ersten Champions-League-Teilnahme seit 1999 unbedingt das Achtelfinale erreichen. Die englische Boulevardzeitung Sun glaubt, dass Benfica-Coach Ronald Koeman "Ferguson ein Inferno des Hasses bereiten wird".
Neben den beiden Achtelfinal-Teilnehmern aus der Gruppe D wird am Mittwoch nur noch einer aus der Gruppe C ermittelt. Dabei benötigt Udinese Calcio im Fernduell gegen Werder Bremen zumindest einen Punkt gegen den bereits als Gruppensieger feststehenden FC Barcelona oder Schützenhilfe von Panathinaikos Athen bei den Hanseaten. Die miserabele Leistung beim 0:2 am Sonntag gegen US Livorno hat die Euphorie der Italiener aber etwas gebremst. "Das war die schlechteste Leistung, seit ich hier Trainer bin", schimpfte Trainer Serse Cosmi, seit Sommer im Amt. Der Coach des Tabellenzehnten der Serie A hofft jedoch auf die Erkenntnis, "dass wir bisher in der Liga und in Europa zwei verschiedene Gesichter gezeigt haben".
Arsenal und Ajax schon weiter
Völlig ohne Druck geht der italienische Rekordmeister Juventus Turin das Fernduell mit dem deutschen Titelträger Bayern München um Platz eins in Gruppe A an. "Ich weiß gar nicht, ob der Gruppensieg so wichtig ist", meinte Trainer Fabio Capello vor der Partie beim noch punktlosen Rapid Wien: "Im Vorjahr haben wir das geschafft und mussten dann gegen Real spielen und anschließend gegen Liverpool. Die haben sich dann als sehr starkes Team erwiesen und später den Titel gewonnen." Die in der Liga in 14 Spielen 13-mal siegreichen Italiener brauchen in Österreich ein besseres Ergebnis als die Bayern beim FC Brügge, um sich Platz eins zu sichern.
Gefallen sind die Würfel in der Gruppe B. Arsenal London steht schon vor dem Duell gegen das ebenfalls bereits qualifizierte Ajax Amsterdam als Gruppensieger fest. Außenseiter FC Thun will mit einem Punkt bei Sparta Prag zumindest die Qualifikation für den UEFA-Cup sichern.