Bei der Rückkehr an die Stätte des größten Erfolges hofft Schalke 04 heute auf ein ähnliches Wunder wie 1997. Achteinhalb Jahre nach dem UEFA-Cup-Triumph reist der Vizemeister erneut zu einem "Endspiel" im Giuseppe-Meazza-Stadion an. Dabei geht es für die Königsblauen zum Vorrundenabschluss der Champions League gegen den großen AC Mailand um alles oder nichts, wie an jenem denkwürdigen 21. Mai 1997, als die "Eurofighter" Milans Lokalrivalen Inter sensationell im Elfmeterschießen besiegten.
Rangnick: "Sensation ist möglich"
"Wir wollen zum zweiten Mal das Wunder von Mailand schaffen. Wenn wir eine Topleistung abrufen, ist die Sensation möglich, und das wäre fast noch ein größeres Wunder als damals", sagt Trainer Ralf Rangnick vor dem Finale der Gruppe E heute (20.45 Uhr/live bei SAT.1 und Premiere). Teammanager Andreas Müller, der 1997 zu den königsblauen Helden gehörte, sieht durchaus Parallelen: "Auch diesmal entscheiden Teamgeist, Wille und Disziplin. Damals hat man uns das nie zugetraut, und jetzt gibt es auch nicht viele, die glauben, dass wir dort gewinnen."
Denn gewinnen müssen die Nachfolger der "Eurofighter" voraussichtlich, um erstmals in der Vereinsgeschichte das Achtelfinale der Champions League zu erreichen. Ein Unentschieden mit mindestens drei eigenen Toren, das ebenfalls das Weiterkommen bedeuten würde, ist wohl noch unwahrscheinlicher als Schützenhilfe durch Christoph Daum. Sollte der "Intimfeind" von Schalke-Manager Rudi Assauer mit Fenerbahce Istanbul zeitgleich beim niederländischen Meister PSV Eindhoven nicht verlieren, wäre der Bundesliga-Vierte sogar bei einer Niederlage in San Siro weiter.
Müller: "Uns bringt nur ein Sieg weiter"
"Ich glaube nicht, dass Eindhoven etwas liegen lässt. Darauf dürfen wir nicht hoffen. Uns bringt nur ein Sieg weiter", sagt Müller, der dem Team nach zuletzt zwei Remis und zwei Siegen in der "Königsklasse" den großen Coup zutraut: "Wir sind jetzt in der Champions League angekommen. In zehn Spielen kannst du nicht zehnmal gegen Milan gut mithalten, aber in einem Spiel kannst du sie schlagen." Auch die Spieler, die in der Bundesliga zuletzt zehn Punkte aus vier Partien holten, glauben an ihre Chance gegen den 17-maligen italienischen Meister. "Wir sollten Milan nicht überschätzen", sagt Nationalspieler Gerald Asamoah: "Wir können uns in Mailand selbst ein Nikolaus-Geschenk machen. Wir fahren hin, um zu gewinnen." Und mit Blick auf das Hinspiel, als die Schalker beim 2:2 den Champions-League-Finalisten der Vorsaison am Rande einer Niederlage hatten, fügt er hinzu: "Wir haben schon zu Hause gezeigt, dass Milan schlagbar ist."
Im "absoluten Spiel des Jahres", wie Mittelfeldspieler Christian Poulsen es nannte, kann Schalke wahrscheinlich auf Abwehrchef Marcelo Bordon zurückgreifen. Der Brasilianer musste beim 1:0-Sieg am Samstag bei Arminia Bielefeld zur Halbzeit wegen einer Verhärtung im Oberschenkel ausgewechselt werden. "Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass er spielen kann", erklärte Vereinsarzt Dr. Thorsten Rarreck vor dem Abflug nach Mailand. Das Mailänder Starensemble um die spielende Legende Paolo Maldini brillierte in der Champions League zuletzt mit einem 4:0 in Istanbul wie in besten Zeiten. In der Serie A allerdings läuft das Team des von Klubchef Silvio Berlusconi kritisierten Trainers Carlo Ancelotti als Tabellenzweiter Titelverteidiger Juventus Turin nach der 1:2-Pleite bei Chievo Verona schon mit acht Punkten Rückstand hinterher. Der Einsatz von Kapitän Maldini ist wegen einer Muskelverletzung noch fraglich.