Der PSV Eindhoven hat den nationalen Titel bereits unter Dach und Fach, der AC Mailand übt dagegen den Spagat: Während die Niederländer die letzten Kräfte für den internationalen Auftritt bündeln können, hat Milan vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League heute Abend (20.45 Uhr/live bei Premiere) bereits das vorentscheidende Meisterschaftsspiel in der Serie A gegen Rekordchampion Juventus Turin am Sonntag im Hinterkopf.
"Es gibt jetzt keine Atempause. Wir sind stark und können es schaffen", sagt Milan-Superstar Schewtschenko im Hinblick auf das mögliche Titel-Double. Der Ukrainer ist in den letzten Wochen der überragende Mann bei den Lombarden. In der Serie A traf er 16-, in der Champions League schon 8-mal. Am letzten Wochenende war er beim 2:1-Auswärtserfolg gegen den AC Florenz als doppelter Torschütze der viel umjubelte Matchwinner.
2:0-Hinspiel-Erfolg im Giuseppe-Meazza-Stadion
Nach dem 2:0-Hinspiel-Erfolg im Giuseppe-Meazza-Stadion gehen die Lombarden von Trainer Carlo Ancelotti ohnehin als Favorit in das zweite Aufeinandertreffen. Ancelotti leistet sich im Hinblick auf das Duell mit "Juve" sogar den Luxus, einen kompletten Traumsturm gegen Eindhoven auf die Bank zu setzen, um dessen Kräfte zu schonen. So bleiben Hernan Crespo, Jon-Dahl Tomasson und Filippo Inzaghi zunächst draußen. Der Trainer setzt auf eine starke Viererkette.
"Die vier Kolosse" (Tuttosport) Cafu, Jaap Stam, Alessandro Nesta und Kapitän Paolo Maldini bilden den Abwehrblock. In der europäischen Königsklasse ist Milan in den letzten sieben Spielen nicht nur unbesiegt, sondern auch ohne Gegentor geblieben. Doch Cafu erinnert an das letztjährige Viertelfinal-Rückspiel gegen Deportivo La Coruna, als die "Rossoneri" ein 4:1 verspielten. "Aus der letzten Saison haben wir viel gelernt. Wir haben jetzt einen kleinen Vorsprung, keinen großen", sagt Cafu. Das Erreichen des Endspiels am 25. Mai in Istanbul wäre für die Italiener die neunte Teilnahme am Finale des Landesmeister-Wettbewerbs. Sechsmal trug sich Milan bislang in der Siegerliste ein, zuletzt 2003 im rein italienischen Endspiel in Manchester gegen Juventus Turin.
Holländer setzen voll auf Offensive
Einen weiteren Erfolg der Lombarden will der PSV verhindern. Die Holländer setzen im heimischen Philipsstadion voll auf Offensive. "Nichts ist unmöglich. Wir müssen an uns selbst glauben", gibt der südkoreanische Flügelstürmer Ji-Sung Park die Devise vor. Trainer Guus Hiddink muss allerdings auf einige wichtige Akteure verzichten. Neben dem gelbgesperrten Andre Ooijer muss Hiddink auch den US-Amerikaner DaMarcus Beasley ersetzen. Beim 2:2-Unentschieden bei Twente Enschede am vergangenen Spieltag der niederländischen Ehrendivision verzichtete Hiddink darauf, seine Stars zu schonen, und prompt zog sich Flügelstürmer Beasley einen Bänderriss im linken Knie zu.
"Wir wollen auf jeden Fall gewinnen, auch falls es nicht zum Weiterkommen reichen sollte", sagte Hiddink und trauerte den vergebenen Chancen im Hinspiel nach, als PSV unglücklich verlor. Schafft Eindhoven die Überraschung, greift der niederländische Meister zum zweiten Landesmeister-Titel nach 1988. Auch damals war Guus Hiddink Trainer des PSV. Im Elfmeterschießen setzte sich der Philips Sport-Verein gegen Benfica Lissabon im Endspiel in Stuttgart durch.