Liverpool setzte sich durch, und Chelseas Aus gehört zu dieser Tradition ebenso dazu wie das Stolpern über den Tigerkopf von Butler James in "Dinner for One". Vor dem Halbfinal-Hinspiel an der Anfield Road lautet also die Frage: "The same procedure as every year?"
Beim Sieger der "Königsklasse" von 2005 setzt man weiter auf das Gesetz der Serie. Vor drei Jahren reichte Liverpool nach einem 0:0 im Hinspiel der Treffer von Luis Garcia im Rückspiel zum Finaleinzug. Im Vorjahr schalteten die "Reds" das Team aus London nach einer 0:1-Niederlage an der Stamford Bridge im Rückspiel durch ein 4:1 im Elfmeterschießen aus. Und wieder prostete man sich nur in Liverpool feierlich zu. 2006 im FA-Cup kam es übrigens auch zum Halbfinale der beiden Team - und es endete wie jedes Mal. Liverpools Teammanger Rafael Benitez erkennt ebenfalls Parallelen zu den Vorjahren. "Ich denke nicht, dass Chelsea unter Avram Grant anders ist als unter Jose Mourinho - außer vielleicht bei den Pressekonferenzen", sagt der Spanier und spielt damit auf die Vorkommnisse nach Chelseas jüngstem 1:0-Sieg gegen den FC Everton an.
Grant hatte die Journalisten vor wenigen Tagen angeblafft: "Ich habe keine Ahnung, ob wir wieder im Titelrennen sind. Schreiben Sie doch, was sie wollen", ehe er später ins Mikrofon eines Radioreporters schimpfte: "Ich lebe noch. Sie können mich nicht killen."
Offenbar macht der öffentliche Druck den Israeli langsam dünnhäutig. Und auch im Verein des allmächtigen Geldgebers Roman Abramowitsch soll Grant wenig Freunde haben. Immerhin ist der russische Öl-Milliardär sein enger Vertrauter, doch bei einem erneuten Halbfinal-Aus könnte das für Grant nicht genug sein, um seinen Job zu behalten.
Denn bei den Fans hat der Coach kaum noch Kredit. Ende März verhöhnten ihn die Anhänger der Blues sogar mit dem Gesang "Du weißt nicht, was du tust", als Grant den deutschen Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack gegen Jens Lehmanns FC Arsenal beim Stand von 0:1 vorzeitig auswechselte. Gegen Liverpool scheint der 31 Jahre alte Ballack wieder gesetzt zu sein, da Michael Essien gesperrt fehlt.
Chelsea sinnt zudem auf Revanche. "Das beste, was wir aus diesen Niederlagen ziehen können, ist die Erinnerung an das Gefühl, das uns beim Schlusspfiff getroffen hat. Das ist das Schlimmste, was dir passieren kann", sagt Kapitän Frank Lampard. Der Schmerz als Motivation, um erstmals das Finale zu erreichen.
Benitez hat derweil noch einmal betont, wie sehr er seinen im Kreuzfeuer stehenden Kollegen schätzt, der nur fünf Niederlagen in 48 Spielen einstecken musste. "Grant macht einen guten Job, man braucht sich doch nur seine Resultate ansehen." Doch die Schmeicheleien helfen Grant wenig, er braucht den Final-Einzug.
Artig gibt er dennoch die Komplimente zurück, wenn auch in Form einer Kampfansage: "Ich mag ihn als Person und als Teammanger, aber wir werden ihm diesmal eine Schlacht liefern." Das war übrigens auch in den Vorjahren immer so.