Die Konstellation vor dem sechsten und letzten Spieltag der Gruppe A in der Champions League ist einmalig: Alle vier Mannschaften können noch den Sprung ins Achtelfinale schaffen. In der Tabelle führt Celtic Glasgow vor RSC Anderlecht, Olympique Lyon (je 7 Punkte) und Bayern München (6 Punkte). Am Mittwoch spielt der deutsche Meister gegen Anderlecht und Olympique Lyon mit Giovane Elber empfängt Celtic.
Keine Frage: Der Druck auf den Rekordmeister, der im "Endspiel" um den Achtelfinal-Einzug zu allem Überfluss auf seinen angeschlagenen Innenverteidiger Robert Kovac verzichten muss, ist immens. Bei einer Wiederholung der Vorjahres-Blamage droht nicht nur ein weiterer Prestigeverlust, sondern auch finanzielle Einbußen in Millionenhöhe. Doch davon will Trainer Ottmar Hitzfeld, der bei einer Niederlage wohl auch erneut in Frage gestellt wird, erst einmal nichts wissen und setzt zumindest der Papierform nach voll auf Offensive.
Hitzfeld: "Wir können es schaffen"
"Wir werden mit drei Spitzen spielen, um ein Zeichen zu setzen", kündigt der Coach selbstbewusst an und vertraut auf das am Tegernsee entstandene Wir-Gefühl: "Es ist ein Geist entstanden: Wir können es schaffen", erklärt der 54-Jährige, der in den vergangenen zwölf "Königsklassen"-Begegungen nur einen Sieg holte, und befürchtet kein weiteres Waterloo: "Es geht für uns um die Zukunft als Mannschaft. Es ist wichtig, dass die Spieler das begreifen. Die Mannschaft hält zusammen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um so eine Schlacht zu schlagen."
Während Mittelfeldspieler Owen Hargreaves den Rückzugspunkt in der oberbayerischen Provinz bereits als "heiligen Ort" würdigte, präsentiert sich Oliver Kahn vor dem Nervenspiel Olympiastadion betont gelassen. "Vielleicht ist ein bisschen Aberglauben dabei. Aber wenn es hilft, ist es ja okay", meint der Kapitän: "Ich bin überzeugt, dass wir eine große Wende zum Guten schaffen werden. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir das Spiel gegen Anderlecht gewinnen und auch am Saisonende optimal dastehen werden."
Für Hitzfeld, der seine Mannschaft erstmals nach der 1:2-Pleite gegen Olympique Lyon für ein verlängertes Trainingslager im gediegenen Hotel Bachmair versammelte und anschließend in der Bundesliga über Borussia Dortmund triumphierte, erfüllt das vorweihnachtliche Miteinander im Mannschaftskreis zudem noch einen weiteren Sinn: "Dann müssen die Spieler nicht mit ihren Frauen in die Stadt, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen", scherzt der "General", der allerdings auch einen nicht zu übersehenden Nachteil zugibt: Weil der vorgesehene Trainingsplatz auf dem Vereinsgelände des SC Rottach-Egern zugefroren ist und keine Rasenheizung vorhanden ist, musste das Star-Ensemble am Dienstag zum Nachmittagstraining per Bus zurück an die Säbener Straße reisen.
Linke oder Demichelis als Kovac-Ersatz
Für Hitzfeld aber kein Problem. Ärgerlicher ist da schon, dass gerade vor dem wichtigsten Spiel des Jahres Kovac mit einer Oberschenkel-Verletzung ausfällt. Als Alternativen für die Innenverteidigung kommen nun Thomas Linke und Martin Demichelis in Frage. Michael Ballack soll derweil - wie schon zuletzt beim 1:1 gegen Werder Bremen - deutlich defensiver agieren. Der Spielmacher habe "akzeptiert, dass er am wichtigsten ist, wenn er ein Stabilisator vor der Abwehr ist", sagte Hitzfeld.
Die Belgier, die am Dienstag in der bayerischen Landeshauptstadt eintrafen, hoffen dagegen auf einen Punktgewinn. Zwar hat die Mannschaft von Trainer Hugo Broos von bisher 17 Auswärtsspielen in der Champions League nur eines gewonnen, aber ein Remis gegen die Bayern würde diesmal sogar für den Achtelfinal-Einzug genügen.