Vielleicht müssen die "Silberpfeile" noch ein weiteres Handicap verkraften. Ob der in Barcelona schwer verunglückte McLaren-Pilot Heikki Kovalainen (Finnland) am Bosporus starten darf, entscheidet sich erst nach einer weiteren medizinischen Untersuchung am heutigen Donnerstag vor Ort.
Haug baut schon mal vor: "Es ist nicht so wichtig, ob Heikki beim nächsten Rennen an den Start gehen kann. Es ist wichtig, dass er wieder Rennen fährt, wenn er sich völlig erholt hat." Als Ersatz steht der Spanier Pedro de la Rosa bereit.
Kovalainen hat keine Zweifel an der Rückkehr in die Formel 1 und will auf der anspruchsvollen Piste im Istanbul Park unbedingt wieder im Cockpit sitzen: "Ich fühle mich gut. Die Steifheit im Nacken ist fast weg. Ich habe in Finnland mit dem Teamarzt trainiert, um fit für das Rennen zu sein."
Entscheiden werden die Rennärzte des Automobil-Weltverbandes FIA, und die könnten ähnlich wie im Fall des schwer verunglückten Polen Robert Kubica im Vorjahr ein Rennen Pause verordnen. Der BMW-Pilot zählt mit 19 Punkten neben Mercedes-Star Lewis Hamilton (Großbritannien/20) zu den Verfolgern von Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland/29). Trotzdem ist die Hoffnung beim WM-Zweiten BMW auf den ersten Sieg der Geschichte eher gering. "Wir wollen uns weiter in der Spitzengruppe behaupten, in der Ferrari die Messlatte ist", sagt Motorsportdirektor Mario Theissen. Der WM-Fünfte Nick Heidfeld (Mönchengladbach/16) will nach seiner Nullnummer von Barcelona mit neuen Teilen an seinem weiß-blauen Boliden wieder im Titelrennen aufschließen. "Iceman" Räikkönen bleibt allerdings cool: "Ich mache mir keine Sorgen, weil wir in Istanbul stark sein werden. Wir wollen bis zum Saisonende vorn bleiben."
Einige Experten wie Ex-Weltmeister Keke Rosberg ("Wir haben bisher die wahre Leistung von Ferrari noch nicht gesehen. Die sind nur auf Sparflamme gefahren") sehen den Titelkampf für die Roten schon vorentschieden. Ferrari-Mann Luca Baldisserri ist jedenfalls ziemlich selbstbewusst für Istanbul und den Rest der Saison: "Solange wir keine Fehler machen, haben wir perfekte Chancen."
Keine Chance mehr hat Super Aguri. Erst wurde dem japanischen Rennstall der Zutritt an die Strecke in Istanbul verweigert, dann musste Teamchef Aguri Suzuki wegen bis zu 50 Millionen fehlender Euro endgültig aufgeben.
"Die Formel 1 ist wie ein Becken voller Piranhas, und ich habe das Gefühl, dass ich meine Finger nicht mehr in diesen Teich stecken möchte", sagte der enttäuschte Suzuki nach der gescheiterten Einigung mit dem Mutterkonzern Honda. Der japanische Volksheld Takuma Sato und Anthony Davidson (Großbritannien) stehen damit auf der Straße. Die vier anderen Deutschen Nico Rosberg (Wiesbaden/Williams), Timo Glock (Wersau/Toyota), Sebastian Vettel (Heppenheim/Toro Rosso) und Adrian Sutil (Gräfelfing/Force India) dürfen dagegen in Istanbul um Punkte kämpfen. Die besten Chancen hat Nico Rosberg: "In den letzten Jahren war das unser stärkstes Rennen im Vergleich zu den Spitzenteams, wir greifen an. Aber Ferrari ist natürlich die Nummer 1."