Vier Tage, nachdem er bei der Hammer SpVg als Trainer beurlaubt wurde, ist Oswald Semlits immer noch emotional höchst bewegt. Vor allem von Joachim Krug, der bei den Lippestädtern in beratender Funktion tätig ist und ihn vor gut einem Jahr vom Lüner SV ins Mahlberg-Stadion lotste, ist der 47-Jährige bitter enttäuscht. In RevierSport äußert sich Semlits zu den Umständen seiner Entlassung.
Herr Semlits, wie haben Sie auf Ihren Rausschmiss reagiert? Ich war ziemlich überrascht, denn es gab vorher keinerlei Hinweise auf solch eine Entscheidung. Wenn man mit der sportlichen Situation nicht einverstanden ist, hätte man doch einmal mit mir reden müssen. Horst Heinze wäre als Fußball-Abteilungsleiter für ein derartiges Gespräch zuständig gewesen. Da kam aber nichts. Ich bin am Montag zum Training gefahren und von Herrn Heinze vor der Kabine abgefangen worden. Es war noch jemand vom Vorstand dabei. Dann hat man mir mitgeteilt, dass ich ab sofort entlassen bin, das dauerte zwei Minuten, eine Unterredung kam nicht mehr zustande.
Normalerweise trennen sich Vereine von Trainern, weil Sie mit Ihrem Team die Erwartungen nicht erfüllen können. Hamm steht doch ganz gut da, oder nicht? Ich möchte das eigentlich nicht weiter kommentieren, aber man muss sich doch nur einmal die sportliche Situation vor Augen führen. Selbst nach der Niederlage ist die Mannschaft nur zwei Punkte von der Tabellenspitze entfernt. Seit Beginn der Vorbereitung haben wir mit erhebliche Verletzungs-Problemen zu kämpfen, die sich bis heute wie ein roter Faden durch die Saison gezogen haben. Trotzdem hat die Truppe immer gepunktet und auch guten Fußball gezeigt.
[b]Herr Heinze behauptet, die Leistungen waren schon vorher schlecht, obwohl die Ergebnisse stimmten! Dazu muss ich wirklich nichts mehr sagen. Wir haben beim Tabellenführer in Erlinghausen in der 90. Minute das 2:2 rein gekriegt, wir haben letzte Woche Sonntag zur Halbzeit 3:0 gegen Vreden geführt und wirklich guten Fußball geboten. In Lünen stand es zur Halbzeit völlig verdient 1:0 für uns. Dann kassierten wir durch einen Torwart-Fehler den Ausgleich, bekamen durch eine Standard-Situation den zweiten Treffer und sind noch in der 90. Minute mit zwei Lattentreffern gescheitert. Ich finde es schon ein wenig grotesk, zu behaupten, die Mannschaft würde nicht das Potenzial abrufen, das sie hat.
Sind die Erwartungen im Club vielleicht zu hoch? Möglich. Leider hat mir Herr Krug Versprechungen gemacht, die er nachher nicht eingehalten hat. Im Sommer hatten wir immer eine Menge Testspieler beim Probetraining. Geholt wurde von denen keiner. Ich habe Herrn Krug in Sachen Spielerverpflichtungen vertraut, das war ein Fehler. Stattdessen haben Jungs wie Sebastian Stein und Christian Werner, die ich in Oestrich gesichtet habe, oder ein Mike Kunze, der aus der Landesliga kam, ihren Weg gemacht.
Was machen Sie nun, nachdem Sie offenbar zwei Mal hintereinander, in Lünen und in Hamm, enttäuscht wurden? Ich habe in beide Clubs viel Engagement investiert, das wurde auf die eine oder andere Art nicht zurück gezahlt. Jetzt werde ich mich erst einmal fallen lassen. Außerdem liegt mir noch keine offizielle schriftliche Stellungnahme der Hammer Spielvereinigung vor, was für eine weitere juristische Prüfung der Angelegenheit notwendig ist.