Sieben Spieltage vor dem Saisonende geht es in der Verbandsliga Westfalen I drunter und drüber. Der SC Herford und der SC Wiedenbrück suchen wie der Lüner SV einen neuen Chef-Trainer, nachdem Oswald Semlits die Seiten gewechselt hat. Wie es dazu kam, dass der Ex-Profi (unter anderem MSV Duisburg), erklärt Semlits im Interview mit RevierSport.
Herr Semlits, wie können Sie den Abgang aus Lünen mitten in der Serie, um dann zwei Tage später bei einem Klassen-Konkurrenten als neuer Mann vorgestellt zu werden, mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Damit habe ich kein Problem, denn erstens haben Lünnes Vorsitzender Dieter Wiefelspütz und ich den bis zum Juni diesen Jahres laufenden Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Und zweitens hat mich die Hammer SpVg weder abgeworben noch bin ich von Lünen weg gegangen, um mich bei einem anderen Verein anzubieten.
Wie ist es dann zu erklären, dass Sie Ihre relativ erfolgreiche Arbeit an der Kampfbahn Schwansbell so abrupt beendeten? Das hat Gründe, die ich in der Öffentlichkeit nicht diskutieren möchte. Als ich im März 2004 in Lünen für ein Jahr unterschrieben habe, musste ich schon im Juni erkennen, was von dem bestehenden Spielerkader übrig blieb. Meine Aufgabe war es, den Verein mit einem guten Nachwuchs-Konzept aus der sportlichen Talsohle zu holen. Das habe ich schon in Wiedenbrück geschafft, das hat auch in Lünen, wo ich 20.000 Euro für die Jugendausbildung rein geholt habe, funktioniert.
Also scheint der Schritt noch überraschender! Was gab denn nun den Ausschlag für den Seitenwechsel? Noch einmal: Es war kein Wechsel! Noch am Montag-Nachmittag, kurz bevor ich in Hamm präsentiert wurde, hatte ich eine Anfrage von einem Liga-Konkurrenten. Natürlich war mir klar, dass kritische Stimmen aufkommen würden, so nach dem Motto: Der geht von einem Verein zum anderen. Die Verantwortlichen der HSV und ich waren auf einer Wellenlänge. Wir wollen im nächsten Jahr den Aufstieg in die Oberliga realisieren.
Können Sie sich in Hamm, wo eine Art Aufbruch-Stimmung herrscht, sportlich mehr profilieren als in Lünen? Das spielt für mich keine Rolle. Ich bin beruflich genau so engagiert wie wahrscheinlich die meisten anderen Trainer in dieser Spielklasse. Fußball ist die Nebensache, der vor allem Spaß machen soll, auch wenn man sie tagtäglich ausübt. In einem Amateur-Verein ist nicht nur sportlicher Sachverstand, sondern auch Sozial-Kompetenz gefragt. Viele Spieler suchen einen Arbeitsplatz, da hat man eine Verantwortung weit über den Fußball hinaus.
Wie schwierig ist es für Sie, einen starken Mann wie Joachim Krug hinter sich zu spüren? Wie Sie sicherlich selbst am besten wissen, sind wir beide schon lange im Geschäft. Unsere Aufgaben sind klar verteilt, da wird es keinerlei Kompetenz-Gerangel geben. Im Gegenteil: Ich bin froh, mit solchen Leuten wie Herrn Krug, aber auch meinen Assistenten Karl-Heinz Zielinski und Hartmut Bremser zusammen arbeiten zu können. Das sind Leute, die seit Ewigkeiten im Verein sind, das braucht so ein Club.