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Eitzert kauft Brauerei
Fußball und Bier gehören zusammen

SSV Mühlhausen: Dirk Eitzert im Interview

Fußball und Bier. Das gehört zusammen. Und weil es ja lästig ist, immer für den Nachschub zu sorgen, hat SSV-Coach Dirk Eitzert Nägel mit Köpfen gemacht.

Frei nach dem Motto: „Warum soll ich Kisten schleppen, wenn ich doch eine Brauerei haben kann?“ Eine Spinnerei? Nein. Gesagt, getan. Der Ex-Profi hat sich das Kulturdenkmal „Lindenbrauerei“ in Unna unter den Nagel gerissen. Genauer gesagt, das Sud- und Kesselhaus samt des großen Schornsteins. Der Ex-Profi hat bei einer Versteigerung vor dem Amtsgericht den Zuschlag für das Objekt, dass direkt an der A1 gelegen ist, erhalten. Eitzert blätterte 1.070.500 Euro für das über hundert Jahre alte Gebäude an der Massener Straße hin. In zwei bis sechs Wochen erfolgt dann auch die Schlüsselübergabe.

Aber Moment mal: Wie kann sich Eitzert, der mit seiner Frau Simone zwei Kinder, Henry (2 Jahre) und Lilli-Sophie (9), ernährt, ein solches Objekt überhaupt leisten? Und wie kommt man auf so eine Idee? RS sprach mit dem 41-Jährigen, der insgesamt „nur“ 34 Bundesligaspiele für den VfL Bochum bestritt, über seine Errungenschaft und fragte nach, wie es dazu überhaupt gekommen ist.

Herr Eitzert, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Immobilie. Aber warum haben Sie sich eine Brauerei gekauft?

Die Lindenbrauerei Die Lindenbrauerei ist eine ehemalige Braustätte in Unna. Die Brauerei wurde ab 1859 in mehreren Bauabschnitten errichtet und produzierte bis 1979 die über die Grenzen Unnas hinaus bekannten Linden-Biere. Das ehemalige Sudhaus aus dem späten 19. Jahrhundert, das Kesselhaus und das Schalandergebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende sowie der Schornstein von 1936 stehen auch heute noch unter Denkmalschutz. Derzeit ist in der Lindenbrauerei ein soziokulturelles Zentrum untergebracht. In den Veranstaltungsstätten werden regelmäßig Konzerte, Kabarett und Ausstellungen präsentiert. Abgerundet wird das Angebot durch eine Gastronomie. Seit September 2002 wird in der Lindenbrauerei auch wieder Bier gebraut. In einer kleinen Hausbrauerei wird ein naturtrüber Gerstensaft produziert, das ausschließlich dort ausgeschenkt wird. Die Lindenbrauerei ist Teil der Route der Industriekultur und beherbergt seit 2001 das Zentrum für Internationale Lichtkunst. Auf dem Gelände wurde 2004 das Zentrum für Information und Bildung (ZIB) eröffnet, das Volkshochschule, Stadtbibliothek, Stadtarchiv und andere Kultur- und Weiterbildungsangebote der Stadt Unna vereinigt.

Meine Spieler trinken so viel und jetzt sind die Wege einfach kürzer. Nein, Scherz bei Seite. Ich komme von Hause aus dem Immobilienbereich. Und als ich über die Lindenbrauerei gestolpert bin, habe ich halt zugeschlagen.

Sie sagten von Hause aus. Haben Sie eine Ausbildung in diesem Geschäftszweig gemacht?

Nein, ich habe es nicht gelernt. Nach dem Fußball bin ich in den Immobilienbereich reingerutscht. Als ich schon mit 24 Jahren Sport­invalide wurde, hatte ich nach dem Profibereich genügend Geld zur Seite gelegt. Ich hatte keine Ahnung, aber Kohle in der Tasche – so, wie es eben bei allen Profis ist. Ich habe mich aber nicht beraten lassen und überlegt, wie ich es anlegen kann.

Und wie haben Sie das dann gemacht?

Ich wollte schon immer Eigentum haben, also habe ich erst einmal ein Gründstück gekauft. Ein Einfamilienhaus war aber nicht meine Sache, also habe ich sofort an ein Sechsfamilienhaus gedacht. Daraufhin habe ich mir alle Handwerker gesucht und mit denen ganz gut verhandelt. Denn das lernt man ja im Fußballgeschäft. Nach einem Jahr war das Ding dann fertig. Ich hatte eine schöne Penthaus-Wohnung über zwei Etagen und die Mieter haben dann meine Hypothek bezahlt.

Und dann?

Dieses Projekt hat so gut funktioniert, dass ich danach bis 2004 in Unna und Holzwickede insgesamt zehn Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 80 Wohneinheiten gebaut habe.

Aber es ist doch ein Unterschied, ob man ein Haus baut, oder gleich eine ganze Brauerei kauft, oder nicht?

Nein. Ich interessiere ich mich jetzt halt für Versteigerungen. Wenn ich einen Riecher habe, schlage ich zu. Dort habe ich nun 15 gewerbliche Einheiten, die ich ab sofort vermieten werde. Die Hälfte ist bereits durch Arztpraxen, einer Eisdiele, Gastronomie und einer Filiale von Steffi Grafs Fitnessstudio-Kette „Mrs. Sporty“ vergeben. Und ob ich jetzt 80 oder 95 Einheiten habe, ist mir doch egal. Die Lage ist super und ich kriege die Räume auf jeden Fall vermietet. Den Dreisatz, wie lange ich brauche, um eine Millionen Euro abzubezahlen, kenne ich auch. Also passt doch alles.

Wann wollen Sie die Läden an den Mann gebracht haben?

So schnell wie möglich. Zwei Räume werde ich allerdings behalten und regelmäßige Events stattfinden lassen. Ich denke da an eine House- oder Ü30-Party. So etwas, was in Unna noch fehlt. Hinter der Brauerei ist bereits eine Großraum-Disko und ich will das Angebot erweitern. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich mit der „Tanz in den Mai“-Fete alles eröffnen.

Der bisherige Eigentümer Josef Janorschke hat die Brauerei für rund 14 Millionen DM umgebaut, ist aber noch verschuldet und musste deshalb das Objekt zur Versteigerung frei geben. Sie haben es sich für 1.070.500 Euro geholt. Ist das ein Schnäppchen?

Die Bank bekommt von ihm noch 5,5 Millionen Euro. Jetzt hat er aber nur die eine Millionen Euro von mir erhalten. Also denke ich schon, dass es ein gutes Geschäft für mich ist.

Haben Sie das Geld auf der hohen Kante?

Wenn man 80 Wohnungen besitzt und dafür die Miete kassiert, ist man bei der Bank bekannt. Ich musste ja auch schon einen Scheck in Höhe von 214.100 Euro, nämlich zehn Prozent der Verkehrssumme, zur Versteigerung mitbringen, denn sonst hätte ich nicht mitbieten dürfen.

Dabei war Ihre Karriere doch ziemlich kurz.

Stimmt, das habe ich alles mit nur 34 Bundesligaspielen geschafft. Das ist eigentlich unglaublich, wenn man sieht, dass viele meiner Kollegen mehrere hundert Partien absolviert haben und nun doch nicht klarkommen.

Hat sie als junger Spieler das süße Profi-Leben nie interessiert?

Nein. Ich habe damals schon an meine Zukunft gedacht. Ich habe die Moneten immer zusammengehalten und habe noch bei meinen Eltern gewohnt. Die anderen Akteure sind rausgegangen und haben sich ein Apartment genommen. Ich nicht.

War es denn nicht verlockend, zu sehen, wie die anderen in Saus und Braus gelebt haben?

Ich war nie neidisch. Ich habe jedem alles gegönnt und mich für die Jungs gefreut. Was sie daraus gemacht haben, ist Schicksal von jedem Einzelnen selbst. Aber eins ist auch klar: Der Neid ist ein großes, gesellschaftliches Problem.

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