Das 4:0 gegen den SV Lippstadt war Balsam für die RWE-Seele. Der negative sportliche Trend wurde gestoppt, vier Spiele vor dem Ende der Saison hat Rot-Weiss Essen wieder Hoffnung auf die Serie, die nötig sein wird, um in die 3. Liga aufzusteigen. Vorausgesetzt, Preußen Münster macht die Tür mit einem eigenen Patzer noch einmal einen Spalt auf.
Man kann RWE-Trainer Christian Neidhart bei den vier kommenden Aufstellungen nur ein glücklicheres Händchen wünschen als bei der Auswahl der Kapitäne. Denn die haben ihn, die Mannschaft und den Verein in wichtigen Momenten nicht an die erste Stelle gesetzt.
Zunächst war da Dennis Grote. Der wurde freigestellt, nachdem er im Winter über ein Angebot von Essens schärfstem Konkurrenten Preußen Münster nachdachte. Zwar spielte er mit offenen Karten, aber allein die Absicht, über die Offerte nachzudenken, war zu viel. Grote ging, Münster lachte sich ins Fäustchen, denn RWE hat es nie ganz geschafft, diesen Verlust adäquat aufzufangen.
Auf Grote folgte der nächste Routinier. Daniel Davari übernahm die Binde, jetzt ist auch er schon kein Thema mehr - noch vor dem Ende der Spielzeit. Erst ließ er sportliche Konstanz vermissen. Und als er aus dem Tor genommen wurde, ließ er es offenbar an der nötigen Einstellung vermissen, auf jeden Fall fühlte sich der Klub berufen, auch den zweiten Spielführer freizustellen.
Jetzt kann ein Trainer nur vor die Köpfe der Spieler schauen, er kann auch nicht jedes denkbare Zukunftsszenario durchgehen, am Ende ist er auch etwas abhängig davon, wie sich die Spieler verhalten, wenn es mal nicht perfekt läuft.
Davari hat offenbar den Weg gewählt, sich aus dem Verbund zu verabschieden, das kann er machen, Stil hat das nicht. Als echter Spielführer hätte er die Faust in der Tasche gemacht, die Mannschaft unterstützt und sein Ego ein paar Wochen hinten angestellt. Da sein Vertrag ausläuft, wird er so oder so ab dem 30. Juni 2022 kein Thema mehr an der Hafenstraße sein.
Anders sieht das bei Daniel Heber aus, der das Amt nun übernommen hat. Bei ihm muss zumindest nicht befürchtet werden, dass es ein Ende wie bei Grote oder Davari nimmt. Denn er ist noch im besten Fußballeralter und er hat sich - trotz Offerten aus höheren Ligen - zu RWE bekannt, bis 2025 hat er unterschrieben, obwohl es Möglichkeiten gab, in eine höhere Liga zu wechseln. Und da er auch mit Leistung aufwarten kann, sollte man Heber die Binde nicht nur bis zum Sommer geben.
Denn er könnte der Kapitän sein, der mal länger als nur ein paar Monate die Essener Mannschaft führen kann. Auf dieser Position gab es jetzt auch erstmal genügend Baustellen...