Die sportliche Misere mit einem Punkt aus vier Spielen scheint in diesen Tagen noch das geringste Problem des Chemnitzer FC zu sein. Die Schlagzeilen bestimmen ein seit Monaten schwelender Machtkampf zwischen dem Insolvenzverwalter und dem Notvorstand, die drohende Liquidation des sich in der Insolvenz befindenden Vereins und die Entlassung von Kapitän Daniel Frahn. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die drei wichtigsten Fragen zur Zukunft des Chemnitzer FC.
Wie gefährdet ist der Profifußball in Chemnitz? „Der ist maximal gefährdet. Der Verein verzettelt sich in Kleinkriegen“, sagt Sportdirektor und Geschäftsführer Thomas Sobotzik. Insolvenzverwalter Klaus Siemon und der Notvorstand des Vereins, die eigentlich eng zusammenarbeiten müssten, liegen im Dauerclinch. Die Vorstandsmitglieder nannte Siemon in einer in der vergangenen Woche verbreiteten Erklärung „insolvenzrechtlich inkompetent“. Das Verhältnis zum Notvorstand sei zerrüttet, erklärte Siemon. Der Rechtsanwalt hatte am vergangenen Donnerstag die sogenannte Masseunzulänglichkeit für den Verein beim Amtsgericht Chemnitz angezeigt. Die vorhandenen Mittel würden nicht mehr ausreichen, um sämtliche Kosten und Verbindlichkeiten des Vereins zu decken. Siemon hatte in diesem Zusammenhang jedoch betont, dass die Chemnitzer Fußball GmbH uneingeschränkt funktions- und handlungsfähig sei.
Siemons Antrag, eine für den 19. August einberufene Mitgliederversammlung des Vereins zu verhindern, wurde vom Amtsgericht abgewiesen, wie die „Freie Presse“ am Mittwoch berichtete. Die Notvorstände wollen bei der Versammlung die Vereinssatzung ändern lassen. Ziel sei es, eine Beitragspflicht in der Satzung festzuschreiben. Die Mitgliedsbeiträge sollen dann dazu beitragen, das vorerst gerettete Nachwuchsleistungszentrum des CFC zu finanzieren und damit langfristig zu erhalten.
Was passiert, wenn der Verein Chemnitzer FC abgewickelt wird? „Mit Auflösung oder Verlust der Rechtsfähigkeit des Muttervereins verliert die Tochtergesellschaft ihr Antragsrecht für eine Zulassung für die folgende Spielzeit“, erklärte Jochen Breideband, Sprecher für die 3. Liga beim Deutschen Fußball-Bund mit Verweis auf das Liga-Statut. Offen ist, welche unmittelbaren Auswirkungen eine Löschung des Chemnitzer FC aus dem Vereinsregister für das laufende Spieljahr hat. Das Profiteam befindet sich seit Anfang des Jahres nicht mehr unter dem Dach des Vereins, sondern ist Teil der ausgegliederten Chemnitzer FC Fußball GmbH. „An Spekulationen über mögliche Szenarien, Folgewirkungen oder Sanktionen möchte sich der DFB nicht beteiligen. Wir prüfen stets die konkreten Fälle. Aktueller Stand ist, dass der Chemnitzer FC e.V. existiert und ausreichend Jugendmannschaften vorhanden sind. Mit dem Club steht der DFB regelmäßig in Kontakt und Austausch“, sagte Breideband.
Welche Auswirkungen hat die Trennung von Kapitän Daniel Frahn?
„Wenn man den Torschützenkönig der letzten Regionalliga-Saison nicht mehr in seinen Reihen hat, ist es sportlich eine sehr einschneidende Geschichte. Jetzt bekommen die anderen Spieler die Möglichkeit, um sich zu zeigen“, erklärte Trainer David Bergner. Vor der Trainingseinheit am Mittwochmittag informierte Sportdirektor Thomas Sobotzik die Spieler und das Funktionsteam über die Vorgänge in den vergangenen Tagen. „Alles, was gesagt wurde, bleibt in der Kabine. Es war ein sehr offener Dialog“, sagte Sobotzik.
Der Verein hatte sich am Montag vom Kapitän getrennt. Ihm wird Nähe zur rechten Szene vorgeworfen. Frahn hatte während des Spiels beim Halleschen FC im Gästeblock zwischen CFC-Fans gesessen, die der mutmaßlich rechtsradikalen Szene zugeordnet werden. Überregional erhielt der Drittligist viel Zustimmung für die Entscheidung. Bei einem Großteil der CFC-Fans war der Stürmer dagegen sehr beliebt. Viele Anhänger reagierten auf die Entscheidung mit Unverständnis. Sportdirektor Sobotzik hatte in WhatsApp-Nachrichten sogar Drohungen erhalten.
Die Polizei steht seit Dienstagabend in Kontakt mit dem Geschäftsführer. „Derzeit erfolgt eine Bewertung des Sachverhaltes mit Blick auf eine strafrechtliche Relevanz sowie die Gefährdungslage. Seien Sie versichert, dass die Polizeidirektion Chemnitz, insbesondere mit Blick auf das anstehende Pokalspiel, sehr sensibel mit den Hinweisen umgeht und diesen auch nachgeht“, erklärte eine Polizeisprecherin auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Am Sonntag (18.30 Uhr/Sky) trifft der CFC in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den Hamburger SV. dpa