Fazit nach einem umkämpften, aber nie hochklassigen Derby: Wer die ersten 40 Minuten praktisch tatenlos verstreichen lässt, hat auch nicht mehr verdient.
Für die Partie in der Wanne-Eickeler Mondpalast-Arena wählte RWE-Coach Sven Demandt in der Aufsteillung das Feintuning: Für Roussel Ngankam, der die ganze Woche wegen Oberschenkel-Problemen nicht richtig trainieren konnte, rückte wie erwartet Frank Löning in die Anfangself, der Rest blieb unverändert. Dennoch hatte es sich etwas Gravierendes verändert zum letzten Auswärtsspiel in Oberhausen: Mut und Selbstvertrauen waren in der Umkleidekabine geblieben. Dominant aufzutreten, hatte Sportdirektor Jürgen Lucas im Vorfeld versprochen, aber davon war in Wanne-Eickel von Beginn an wenig zu sehen.
Es waren die Gastgeber, die viel griffiger und aggressiver in die Partie gingen, bei den Rot-Weissen haperte es schon im Aufbauspiel aus der eigenen Hälfte. Zwar mag die Stolperwiese in der Mondpalast-Arena ihren Teil dazu beigetragen haben, aber wenn die Schalker die Essener Abwehr früh unter Druck setzten, wurden Fehlpässe am Fließband produziert.
Die Führung schien nur eine Frage der Zeit. Nach zehn Minuten setzte Profi Sydney Sam einen Abpraller, als Heimann gegen den durchbrechenden Kai Wagner noch klären konnte, fahrlässig neben den Pfosten. In der 24. Minute machte er es wesentlich besser: Die ganze Essener Abwehr ließ sich mit einer Vorlage aushebeln, wieder tauchte Sam völlig frei vor dem RWE-Keeper auf, diesmal machte er es besser: 1:0, völlig verdient.
Es ging auch in der Folgezeit nur in eine Richtung, auf der Gegenseite bekamen Essens Angreifer kein Bein auf den Boden. Endlich, nach 42 Minuten dann das erste rot-weisse Lebenszeichen: Kamil Bednarski hatte auf Patrick Huckle durchgesteckt, der bis zur Torlinie lief, dessen Flanke fand in der Mitte Benjamin Baier, dessen Schuss von Schalke-Torhüter Alexander Nübel mit großer Parade entschärft wurde.
Fast mit dem Halbzeitpfiff die bis dato schmeichelhafte Ausgleichschance: Kevin Grund war im Strafraum von Florian Bohnert von den Beinen geholt worden: Elfmeter und Gelb für den Schalker. Der Kapitän übernahm Verantwortung und obwohl Nübel die richtige Ecke ahnte, zappelte der Ball in den Maschen: 1:1 - mehr konnte RWE in der ersten Halbzeit wirklich nicht erwarten.
Der Ausgleich zeigte aber Wirkung über die Pause hinaus, die Forschheit der Platzerren aus den ersten 40 Minuten war nun dahin, daran konnte auch ein Sidney Sam nichs mehr ändern. Die Essener, erstmals in ihren neuen Burgund-Auswärtstrikots angetreten, offenbarten nach Wiederanpfiff eine ganz andere Körpersprache, anscheiinend gab es ein paar erweckende Worte in der Kabine. Plötzlich sah alles viel einfacher aus, weil auch die Laufleistung erhöht wurde. Nach Einwurf von Kevin Grund (57.) fast die RWE-Führung, doch der Flachschuss von Bednarski strich am langen Pfosten vorbei.
Aber das Derby nahm jetzt endlich Fahrt auf, und es lief für die RWE-Fans in die richtige Richtung. Nur packende Strafraumszenen blieben Mangelware, der letzte Pass blieb des öfteren im Morast stecken. Aber es wurde malocht - immerhin.
Nach 73 Minuten war Schicht für Löning, der viel gearbeitet hatte, mit Ngankam kam die Hoffnung auf frischen Wind im Angriff ins Spiel. Die Schalker setzten in der Schlussviertelstunde gänzlich auf Konter. Aber die RWE-Abwehr inklusive Torhüter Niclas Heimann war in Halbzeit zwei hellwach. Nur die eine zündende Idee vorne, die kam nicht mehr. Wieder Unentschieden, die Serie hielt, wenigstens das.