Als Schiedsrichter Lukas Sauer die Partie gegen den FC Wegberg-Beeck anpfiff, blieben die Spieler der Ahlener einfach stehen und rührten sich eine halbe Minute lang nicht. Die Gäste spielten sich in dieser Zeit den Ball in der eigenen Hälfte hin und her, wie im Video zu sehen ist.
"Die Aktion war mit dem Schiedsrichter und dem Gegner abgesprochen. Wir wollten auf unsere Situation aufmerksam machen und mal das Umfeld sensibilisieren. Wir werden nämlich selbst nicht ausreichend informiert", erklärte Ahlens Trainer Marco Antwerpen die ungewöhnliche Maßnahme. Denn seine Mannschaft wartet noch immer auf die halbe Gehaltszahlung des Monats Februar - und überzeugt dennoch seit Wochen durch bärenstarke Leistungen in der Liga. Gegen das Schlusslicht gewann der Aufsteiger mit 4:2 und blieb damit auch im siebten Spiel des neuen Jahres ungeschlagen. "Es ist eine belastende Situation für die Mannschaft, aber sobald sie auf dem Platz steht, spielt das keine Rolle mehr. Das ist beeindruckend", zollt Antwerpen seinen Mannen Respekt. Sportlich sind die Ahlener somit auf jeden Fall auf einem guten Weg, den Abstieg zu vermeiden, doch klappt das auch in finanzieller Hinsicht?
Nach Ansicht von Ahlens Sportlichem Leiter Joachim Krug auf jeden Fall: "Wir werden auch in der nächsten Saison in der Regionalliga antreten. Es ist nichts passiert. Ich kann jeden beruhigen. In Ahlen wurde bisher jeder Cent noch bezahlt", versichert der ehemalige Trainer der Rot Weissen, der den stillen Protest des Teams absolut verstehen konnte: "Es ist deren Recht, sich zu äußern, denn wir leben ja in einem freien Land. Das war ja auch absolut moderat und es gibt überhaupt keinen Streit zwischen Mannschaft und Vorstand."
Seit Jahren befinden sich die Ahlener in einer Plan-Insolvenz. Durch die zahlreichen Spielausfälle im Winter fehlen derzeit wichtige Zusatzeinnahmen im Tagesgeschäft, wie Krug erläutert. "Wir haben den kleinsten Etat der Liga, auch wenn uns das ja einige nicht glauben. Derzeit ist die Liga finanziell ein bis zwei Klassen zu hoch für uns und die Spieler wissen, dass es bei uns immer ganz, ganz knapp ist. Und trotzdem kriegen wir das hin", fährt er weiter fort. Immerhin stehen die Ahlener noch im Halbfinale des Westfalenpokals und können auf Zusatzeinnahmen durch den Einzug in den DFB-Pokal hoffen. Des Weiteren hofft auch Krug, dass der Protest der Mannschaft den ein oder anderen Sponsor dazu veranlasst, dem Verein zu helfen. "So dermaßen positiv, wie die Mannschaft auftritt, hätte sie das verdient", ist auch Krug begeistert von der Serie der Wersestädter.